Kommentar
: Frühlingsgefühle

■ Roter Filz und schwarze Macher

Die CDU wittert Frühlingsluft. Nach einem Jahr „Muß-Ehe“ mit der SPD steht fest: Die CDU ist der Macher der Großen Koalition. Die Bündnispartner sind nichts weiter als hilflose Filzokraten. Doch die Ehe muß halten. Angeblich ein Grund, warum sich die CDU gegen einen Untersuchungsausschuß sträubt: Die Ampel-Koalition sei schließlich an „mangelnder Solidarität“ (Perschau) gescheitert.

Die Weigerung der CDU hat allerdings nichts mit Solidarität zu tun – sie ist kühle Wahlkampftaktik. „Es werden Parteien gewählt und nicht Koalitionen“, weiß Landesvorsitzender Bernd Neumann. Man muß kein Hellseher sein, um zu ahnen, wann die „Details“, die Nölle und Perschau derzeit über die Vulkan-Pleite zusammentragen, in die Öffentlichkeit gelangen: pünktlich zur nächsten Bürger-schaftswahl. Bei dieser Gelegenheit wird die CDU auch ihre Koalitions-Bilanz vorlegen: Die Fehler gehen aufs Konto der roten Filzokraten, die Erfolge verbuchen die schwarzen Macher. Die CDU wird sich so an der Muß-Ehe mit der alten Dame SPD, die einst an Wählerstimmen so reich war, gesundstoßen. Gestärkt verlangt sie nach der Wahl die Scheidung. Die alte Dame wird heulend und an Stimmen abgemagert vor der Wahlurne stehen. Mitleid verdient sie nicht: Statt in der Opposition Profil zu zeigen, gierte sie nach der Macht. Schon jetzt zahlt sie den Preis dafür – bei der nächsten Wahl bekommt sie die Quittung. Kerstin Schneider