Westberlin bleibt ummauerte Stadt

■ In bürgerlichen Westbezirken lag die Zustimmung zur Fusion bei 67 Prozent. In den Ostbezirken gab es keine Mehrheit für die Länderehe

Berlin hat bei der Volksabstimmung zur Länderfusion gespalten abgestimmt. Nach Auszählung von 36,7 Prozent der Stimmen votierten 53,9 Prozent der Berliner für den Zusammenschluß der beiden Länder, 45,1 Prozent stimmten mit Nein. Eine Mehrheit für die Fusion kam in Berlin aber nur wegen der hohen Zustimmung im Westteil der Stadt zustande. Hier stimmten 59,5 Prozent der Abstimmungsberechtigten mit Ja, dagegen waren 39,5 Prozent. Im Osten waren nur 44,2 Prozent für die Fusion, 55 Prozent lehnten sie ab.

Nach einer Hochrechnung des Landeswahlleiters von 20 Uhr war die Zustimmung zur Fusion vor allem in gutbürgerlichen Bezirken Westberlins sehr hoch. In Zehlendorf stimmten 68,4 Prozent für die Ländervereinigung. Die Neinstimmen machten nur 31,2 Prozent aus. Die Wahlbeteiligung lag mit 70,2 Prozent recht hoch.

In Wilmersdorf waren 62,8 Prozent für die Fusion, 36,7 Prozent dagegen. Auch in Charlottenburg ergaben Hochrechnungen mit 61,4 Prozent Jastimmen eine hohe Zustimmung zur Fusion. Dagegen stimmten 37,9 Prozent. Hier lag die Wahlbeteiligung bei 58,5 Prozent.

Eine etwas geringe Zustimmung zur Ländervereinigung wurde im Arbeiterbezirk Schöneberg ermittelt.

Nach Hochrechnungen stimmten hier 59,2 Prozent der Wahlberechtigten für die Fusion, 40,2 Prozent dagegen. In Wedding wurden 52,8 Prozent Jastimmen und 46,1 Prozent Neinstimmen gezählt. In Kreuzberg stimmten 51,6 für die Fusion, 47,7 dagegen.

In den Ostberliner Bezirken herrschten dagegen „Brandenburger Verhältnisse“. Die meisten Fusionsgegner in Ostberlin waren gestern in Marzahn zu finden, wo sich 60,1 Prozent gegen die Länderehe aussprachen und nur 38,6 Prozent dafür. Mitte und Prenzlauer Berg belegten Rang zwei und drei der Ostberliner Fusionsgegner-Bezirke. Dort stimmten 56,3 beziehungsweise 54,1 Prozent mit Nein und 43,1 beziehungsweise 45,4 Prozent mit Ja. In Friedrichshain stimmten 43,2 Prozent der Wahlberechtigten für die Fusion, eine Mehrheit von 55,6 Prozent war dagegen. Fast identisch war das Ergebnis in Lichtenberg. Dort sprachen sich 43,7 Prozent für die Fusion aus und 55,1 Prozent dagegen.

In Weißensee hielten sich Gegner und Befürworteer der Fusion mit je 49 Prozent die Waage. Mit 49,6 Prozent Jastimmen verzeichnete der Bezirk die höchste Zustimmung zur Fusion im Osten, gefolgt von Pankow mit 48,7 Prozent Jastimmen und 50,7 Prozent Neinstimmen.

Der Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, Wolfgang Wieland, hat Verständnis für das Nein der Brandenburger zur Fusion geäußert. Dagegen kann er das Abstimmungsverhalten der Ostberliner nicht nachvollziehen, sagte Wieland. Von Berlin hätten „deutliche vertrauensbildende Signale“ ausgehen müssen, die es nicht gegeben habe, bedauerte Wieland. wahn/win