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: Gelungener Schiffbruch

„Verstehen Sie Spaß“, Sa., 20.15 Uhr, ARD

Wie gründlich der Redaktion von „Verstehen Sie Spaß“ der Fake über die Entdeckung eines Stücks des legendären Bernsteinzimmers (vgl. taz vom 4. 5.) geglückt ist, war im Sendebeitrag gar nicht zu sehen. Das publizistische Echo war enorm, und bis zuletzt war die Rechtsabteilung des SDR damit beschäftigt zu klären, ob Fremdausschnitte von RTL und n-tv gesendet werden dürfen. Die gefoppten Privatsender kämpften um Schadensbegrenzung. Unterdessen prüfte die Staatsanwaltschaft München, ob und wie die Bindung von Polizeikräften infolge einer absichtlichen Falschmeldung in Rechnung zu stellen sei.

Staatsapparat und Institutionen sind spaßresistent per definitionem. Dabei geht die Schadenfreude des Zuschauer ja gerade darauf, die Vernünftigkeit des betroffenen Apparats oder Akteurs beim Schiffbruch zu erleben. In verstellter Realität sollen diese in dem Moment gnadenlos scheitern, wenn sie ihre Sache besonders gut machen wollen. Der arme Kunsthistoriker, der sich dazu hinreißen ließ, die Echtheit des Funds in allem Kompetenzgepränge ausführlich zu erläutern, verhedderte sich in seinem professionellen Habitus und dem Bedürfnis, sich darzustellen. Daß es zwei Nachrichtenmagazine erwischte, ist der besondere Clou der Versuchsanordnung. Denn sich in der Welt auszukennen ist deren Selbstanspruch und Legitimation.

Daß das Fernsehen das Fernsehen überlistet, darin dürfte für die Zukunft weit mehr Lustgewinn liegen, als den Normalbürger in Konflikten mit der Tücke des Objekts zu beobachten. So sehr der Medienfake in diesem Fall gelungen war, so wenig stimmt allerdings das Konzept der Prime-time-Show mit Komiker Hallervorden. Außer einem recht amüsanten Beitrag mit Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek, die sich wenige Kilometer von München entfernt plötzlich in eine finnische Tankstelle versetzt sahen und diese Situation mit dem ihnen eigenen Scharfsinn zu lösen bemüht waren, gab es wenig Anlaß, sich die Titelfrage zu stellen.

Denn die impliziert ja gerade den Grenzfall, in dem Witzopfer aus der Fassung geraten. Aber dazu fehlt es den harmlosen Späßen meist an Boshaftigkeit. Während das Prinzip der „versteckten Kamera“ zwecks Lustgewinn den Einbruch in die soziale Wirklichkeit ausdrücklich will, geht Didis Witzigkeit bloß auf regressive Tendenzen. Harry Nutt