Lokalkoloratur

Sie liebt Oldtimer, vor allem solche, die auch noch viele Pferdestärken haben. Leider herrscht in Norwegen fast überall ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern: Aber das Gefühl, einfach losbrausen zu können, beruhige sie ungemein, hat sie einmal gesagt. Da war sie noch sozialdemokratische Kulturfunktionärin: Åse Kleveland hat es rasant zur Kulturministerin gebracht, ein Posten, bei dem sie auch norwegische Öl-Millionen sinnvoll ausgeben darf. Insofern unterscheiden sich die Jobprofile von Kleveland und Christina Weiss, den beiden Schirmdamen der gerade stattfindenden Norwegischen Kulturtage „Northern Lights“ in Hamburg, sehr: Die Hamburgerin weiß kaum, wo sie noch sparen soll, während die Norwegerin bestenfalls darunter leidet, bloß nicht einseitig die ihr angetragenen Förderprojekte zu unterstützen. Mit Gesang begann Klevelands Kulturkarriere, und zwar mit einer rauchigen, tiefen und sehr mächtigen Stimme. Ein norwegischer Kinderwitz ist eigens ihr gewidmet: Fragt eine Lehrerin ein Kind mit allerhöchstem Pädagoginnendiskant: „Nun, mein Kind, wie heißt du denn?“ Und das Kind antwortet aus tiefstem Stimmkeller: „Åse.“ Wobei der Scherz schon deswegen immer wieder gut ankommt, weil das A in ihrem Vornamen im Norwegischen wie ein dunkles O gesprochen wird. Jedenfalls machte Åse Kleveland 1966 mit dem Schlager „Intet er nytt under solen“ (etwa: „Nichts Neues unter der Sonne“) beim Grand Prix d'Eurovision in Luxemburg den vierten Platz. Doch längst singt sie nicht mehr öffentlich: Sie dirigiert nun ein Kulturministerium – und das mit einem Hauch von Glamour. JaF