Checkpoint Liberty Berlin

Der amerikanische Künstler John Powers überschreitet mal wieder die Grenze nach Ostberlin. 1989 machte er sich als „großes rotes Objekt“ auf, die Mauer zu überwinden. Jetzt stellt er am Checkpoint Charlie eine verkleinerte Kopie der Lady Liberty auf ein Grenzerhäuschen. Die stählerne Dame wird auf einem Postament in Richtung Westen gucken: Der einstige Checkpoint nun als Ort der Unabhängigkeit? Wohl kaum. Powers ist klug genug, die Statue als ironisches Symbol zu gebrauchen. Denn dort, wo das American Business Center mit Büros und Geschäftshäusern geplant wird, steht Lady Liberty vielmehr für den Bocksgesang aus Freiheit und Abenteuer. Aber die Kunstmadam bedeutet noch mehr – und da kratzt Powers an den amerikanischen Mythen. Der frühere Grenzstreifen, ebenso gefährlich wie der Wilde Westen, fordert als Land der Rothäute im Wilden Osten heraus zu großen Taten und Werken; für Powers die Eroberung der Ostzone durch den Kitsch.

Am Freitag, high noon, wird Powers mit dem amerikanischen Botschafter die Enthüllung vornehmen. rola