Über ein Viertel der Deutschen für Todesstrafe

■ Laut Allensbach werden die Gegner seit zehn Jahren stetig weniger

Berlin (taz) – „Über die Todesstrafe in Deutschland wird zur Zeit in den Medien nicht diskutiert.“ So der erste Satz der allensbacher berichte Nr.8/1996. Offenbar will das renommierte Meinungsforschungsinstitut das ändern und veröffentlichte gestern seine neueste Umfrage. Die Mehrheit der Bevölkerung ist danach weiterhin gegen die Todesstrafe, „aber die Einstellungen sind unsicher“, orakelt das Institut, das jüngst bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg durch ein mutwilliges Unterschätzen der Republikaner von sich reden machte.

Die Meinungsforscher beobachten stetigen Zulauf für die Befürworter der Todesstrafe. Zur Zeit sei die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) „grundsätzlich dagegen“, ein gutes Viertel (27 Prozent) hingegen dafür – deutlich mehr als noch vor zehn Jahren (22 Prozent). Das war allerdings der historisch niedrigste Stand. Nach dem Krieg war mehr als die Hälfte der Deutschen Befürworter des Tötens durch die Justiz, in den Siebzigern schwankte ihre Zahl um ein Drittel. Nach der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch die RAF im Herbst 1977 sind für ein Jahr wieder viele (44 Prozent) für den Tod als Strafe gewesen. Nach wie vor sind laut Umfrage vor allem eher alte Leute und Männer für die Todesstrafe. Im Osten Deutschlands ist die Zahl der Befürworter um mehr als ein Drittel größer als im Westen. In der DDR wurde die Todesstrafe erst 1987 abgeschafft. In der Bundesrepublik steht die Abschaffung der Todesstrafe im Grundgesetz. Matthias Urbach