„Warum mag ich Kellner?“

■ Ein Gespräch mit der Filmerin und Autorin Pia Frankenberg

Zehn Jahre ist es her, daß Pia Frankenberg mit ihrem ersten Kinofilm, Nicht nichts ohne dich Fu-rore machte. Damals war die deutsche Komödie noch kein Kassenschlager-Genre, und ihre Mischung aus Konfusion und Wortwitz überraschte die Republik. Jetzt hat Pia Frankenberg ein Buch geschrieben, das so schön ist wie ihre Filme, liebenswert und bös und seltsam komisch. Die Kellner und ich erzählt Kindheit und Jugend von Thea, einem vorwitzigen, vernachlässigten Sproß der Neureichs der 50er Jahre, der die einzige Zuwendung von den Kellnern in Grandhotels erfährt. Im Gespräch mit taz Hamburg erzählt sie, wieso es ein Buch wurde.

taz: Du bist ja eine erfolgreiche Filmemacherin...

Waas?

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Roman zu schreiben?

Überhaupt nicht. Ich wollte eine Recherche zu einem Dokumentarfilm über Kellner schreiben, doch das Konzept machte mir Probleme. Ich habe dann versucht, so subjektiv wie möglich vorzugehen: Warum mag ich Kellner, und bin darauf gekommen, daß Kindheitserlebnisse den Ausschlag gaben. Beim Schreiben bewegte sich der Text in rasender Geschwindigkeit vom Thema weg. Erst als ich merkte, daß es ein Interesse am Buch gab, habe ich Prosa daraus gemacht.

Wie wichtig ist dir das Schreiben beim Filmen?

Ich schreibe keine klassischen Drehbücher, sondern Geschichten. Ich schreibe viel Innenwelt in die Drehbücher hinein, reichere die Personen an mit Dingen, die im Film überhaupt keine Rolle spielen. Ich glaube, daß sich dabei eine bestimmte Atmosphäre auf den Leser überträgt, und der den Tonfall besser erkennen kann, in dem etwas gemacht werden soll. Ein bestimmter Witz überträgt sich häufig nur, wenn man nicht nur den Dialog benutzt, sondern auch den Kontext.

Wie nahe steht Thea dir?

Ich würde gar nicht leugnen, daß es massive Parallelen zum eigenen Leben gibt, und zum Personen-Arsenal, das da auftritt. Das ist beabsichtigt. Aber man muß natürlich sehen, daß beim Schreiben eine ganz massive Distanz zu dem eintritt, was da an Wahrheit, an Dichtung drin ist. Ich habe einfach ganz bestimmte Sachen, die mir vertraut sind, benützt und sie regelrecht ausgebeutet. Wenn ich das Buch lese, dann ist das Fiktion für mich. Hast du im Buch eine andere künstlerische Sprache als beim Film?

Ja. Es gibt einfach viel mehr Möglichkeiten, mit Worten etwas plastisch zu machen, als mit Bildern. Es wäre Quatsch, da ein ultimatives Urteil abgeben zu wollen, ob nun das Wort besser ist oder das Bild. Bestimmte Sachen kann man eben nur mit Bildern erreichen und nicht mit Worten. Es gibt beim Schreiben eine Qualität, die mir liegt, und an der ich mich gerne abschufte. Mit Worten kann ich sehr weit gehen, und ich weiß nicht, ob ich diese Begabung auch bei Bildern habe. Meine Filme leben auch immer stark vom Dialog. Ich bin kein opulenter Bildermensch.

Wie war die Erfahrung, daß du beim Schreiben alles alleine machen mußt?

Herrlich, ganz toll! Nein, das einzig negative ist, daß man einrostet. Aber diese Autarkie ist einfach fantastisch. Man entwickelt seinen Rhythmus, setzt sich zu einer bestimmten Zeit hin, schreibt sein Pensum, und dann läßt man wirklich den Hammer fallen und sagt: So, jetzt geh ich etwas trinken. Beim Film ist dagegen die Rund-umbeanspruchung ganz massiv. Ich arbeite zwar beim Drehen gerne im Team, bin gern mit Leuten zusammen, aber dieses Gefühl, daß neunzig Leute an einem zerren, ist ganz fürchterlich.

Und das Alleinsein?

Angenehm, ich kann es gut mit mir aushalten.

Fragen: Thomas Plaichinger

Lesung heute, 20 Uhr, Literaturhaus