Senat als Sponsor des VEB Walle

■ Eine Million WAP-Geld für „imagefördernde“ Handball- und Volleyball-Frauen/Andere Sportler sind sauer/DHB: Neue Dimension der Staatshilfe

Der TuS Walle wird auch in der nächsten Saison in der Handball-Bundesliga antreten können. Und das liegt an der Vulkan-Krise. Bremens Image ist wegen des Werften-Debakel mies. Also muß der Glanz sportlicher Großtaten auf die Stadt zurückstrahlen. Doch leider, so dachten sich wohl Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) und seine Sport-Kollegin Bringfriede Kahrs (SPD), werden publikumswirksame Erfolge - Ausnahme SV Werder - eben nicht von wackeren Bremer Kerlen, sondern von Frauen gewonnen. Und wenn die den Handball werfen oder den Volleyball schmettern, bleiben die Werbesäckel der Wirtschaft zugeknöpft.

Also macht Perschau aus dem Wirtschaftsstrukturpolitischen Aktionsprogramnm (WAP) in den kommenden zwei Jahren je eine Million Mark locker, um die „vorhandenen bremischen Imageträger“ über einen speziellen „Veranstaltungsfonds“ abzusichern. Der Senat nickte heute überraschend eine Tischvorlage ab. Das politische Antichambrieren hat sich für die Handball-Verantwortlichen des TuS Walle also gelohnt. Dabei ist eine andere Fraktion im Verein sauer. Im Sporthaushalt werde gekürzt, und dann werde mal eben eine Million rausgelassen. „Das geht uns über die Hutschnur“, so eine vergrätzte Sportfreundin.

Obwohl auch die Volleyballerinnen des TVdB von dem neuen Fonds profitieren sollen, handelt es sich offenkundig um eine „Lex Walle“. Weil sich Sponsoren wie Kraft Jacobs Suchard reserviert zeigten, hatten die deutschen Handball-Meisterinnen die Pleite vor Augen. Viele hunderttausend Mark Schulden hatte die Vermarktungsgesellschaft BSI unter der Regie von Manager Jens Eckhoff, für die CDU in der Bürgerschaft, angehäuft. Die 600.000 Mark Grundfinanzierung für die nächste Bundesligasaison waren nirgendwo in Sicht, wie Walle-Präsident Erhard Poppke einräumt. Bis Perschau, sonst ein Gegner von Subventionen, sein Füllhorn ausgoß. Beim Deutschen Handballbund hat man noch nie von einem solchen Fall öffentlichen Sponsorings gehört.

Die Volleyballerinnen von TVdB hätten wohl vergeblich gebettelt. Das Team aus der Bahnhofsvorstadt war ohne Niederlage durch die 2. Liga marschiert, hatte aber wegen fehlenden Geldes zunächst vom „Abenteuer Bundesliga“ Abstand genommen, berichtete Manager Eberhard Beckendorf. Nun soll auch der TvdB schnell mit WAP-Geld planen dürfen. Für die Bundesliga bräuchte der TVdB etwa 300.000 Mark - über private Sponsoren nicht aufzutreiben.

Noch muß die Bürgerschaft dem neuen Bremer Image-Instrument Sportsponsoring zustimmen - da ist Widerstand angekündigt. Die Bundesliga-Konkurrenz wird den VEB Walle sicher liebevoll willkommen heißen. jof