■ Sekt oder Selters an der Uni
: Streit um Streik

Die Studierenden der Freien Universität ringen um den „Streik“. Es geht um „Sekt oder Selters“, sagte Patrick Berg vom Institut für Soziologie und forderte die rund 500 StudentInnen auf der gestrigen Vollversammlung auf, den Lehrbetrieb ab sofort uniweit zu verhindern. Einzelne Teilnehmer wiesen dies aufgebracht zurück. Die Studis kämpfen gegen die Einführung von Studiengebühren und die drastischen Kürzungen, die das Abgeordnetenhaus jüngst beschlossen hat.

Unabhängig von dem internen Zwist werden die Studierenden aller drei Unis und der Technischen Fachhochschule die Stadt weiterhin mit Protestaktionen überziehen. Dazu zählt heute ein Fahrradkorso mit einer Abschlußkundgebung am Breitscheidplatz. Für morgen ist mit einer weiteren Großdemo zu rechnen, zu der die Aktivisten der Unis und das „Bündnis gegen Sozialabbau und Ausgrenzung“ aufrufen.

Der Streit um den „Streik“, wie die Studierenden den Nichtbesuch der Seminare und Vorlesungen nennen, eskalierte gestern kurzzeitig. Diverse Redner riefen unter Beifall dazu auf, den Protest in der Universität zu verschärfen. „Streikbrechende“ KommilitonInnen sollten am Seminarbesuch gehindert werden. „Wenn ich euch hier höre, habe ich keine Lust mehr auf Protest“, echauffierte sich daraufhin eine Studentin und erntete dafür ebenfalls Zustimmung. Den versammelten Studierenden fehle die Legitimation, den Lehrbetrieb lahmzulegen, sagte sie.

An der Freien Universität herrscht, wie an den anderen Universiäten, eine unübersichtliche Lage. Zwar beschlossen eine ganze Reihe von Instituten und Fachbereiche, nicht zu studieren und statt dessen Aktionen gegen die drastischen Kürzungen durchzuführen. Dies aber wird nur teilweise befolgt.

„Man muß diese Entsolidarisierung verhindern“, meinte ein Student. Es mache keinen Sinn, einen Boykott zu beschließen, ihn aber nicht durchzusetzen. Patrick Berg plädierte in einem programmatischen Beitrag dafür, den Streik als Freiraum zur Diskussion zu nutzen. Es sei „scheißegal, wie die Aktionen heißen: Hauptsache, es kommt politisch dabei etwas rum“, meinte ein Mitglied des Asta der FU.

Gegenüber der taz forderten zwei Sprecher, daß das Haushaltsstrukturgesetz und der Nachtragshaushalt vom Senat zurückgenommen werden müßten. Die Folgen der darin beschlossenen Kürzungen seien „für die Universitäten nicht tragbar.“ Axel Gebauer und Daniel Zeller gehen davon aus, daß alle Universitäten dies auf ihren Vollversammlungen am Freitag beschließen werden. cif