Hey Hey Hey Werder ist O.K.

■ Ohne Otto hatte Bayern keine Chance. Die Werder-Revanche für die verlorene Meisterehre von Walter Langlott

Ach, wie tat das gut! Die Bayern geschlagen. Völlig verdient. Rache für Otto genommen. Und für die versaute Meisterschaft im letzten Jahr. Die Werder-Fans auf den Rängen und die VIPs in ihren Logen waren außer sich vor Glück, als Schiedsrichter Steinborn die Partie endlich abpfiff und die Bayern aus ihren Meisterschaftsträumen riß. „Ohne Otto habt ihr keine Chance“, sang der grünweiße Anhang schaden- froh. Wie begossene Königspudel schlichen der Loddar, Klinsi und Co. vom Platz. In unguter Erwartung der Peitschenhiebe, die es vom Kaiser Franz in der Kabine gesetzt haben dürfte.

Dabei sah es lange Zeit eher nach einer Blamage für Werder aus. Denn 3O Minuten lang zeigte der FC Bayern dem SV Werder und den 30.000 Zuschauern, wie man Fußball spielen muß, um Erfolg zu haben. Emil Kostadinov, der unter Otto Rehhagel beim Rekordmeister nur 2. Wahl war, hatte die Bayern mit zwei Toren in der 13. und in der 23. Minute in Führung gebracht. Und viel hätte nicht gefehlt, dann hätten Jürgen Klinsmann und Mehmet Scholl Oliver Reck auch noch zwei Dinger reingemacht.

„Werder Werder, Ha Ha Ha“, höhnte der Bayern-Anhang bis zu diesem Zeitpunkt zurecht. Denn bei den Bremern lief so gut wie nichts zusammen. Und wenn, dann über Mario Basler, der seine zukünftigen Mannschaftskameraden immer wieder mit schönen Einzelaktionen beeindruckt haben dürfte. „Wir waren total von der Rolle, total am Boden“, gestand Bernd Hobsch später in der Pressekonferenz. Daher sollte es doch der große Tag der Rache werden.

Schon vor dem Spiel schlug den Herren Hoeneß und Beckenbauer ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert entgegen. „Otto hat man Titel geklaut“ war in bestem Fan-Deutsch zu lesen. Und sowas muß bestraft werden. Aber: Bayern mit Franz ohne Otto spielte zunächst einfach besser und cleverer als Wer- der mit Dixie ohne Otto. Bis Christian Ziege dem Geburtstagskind Bernd Hobsch überraschend ein nettes Geschenk machte, das zwei Minuten vor der Halbzeit zum unverdienten 2:1 Anschlußtreffer führte.

Was dann kam, war einfach Wahnsinn! Werder war in der zweiten Halbzeit nicht wiederzuerkennen: 49. Minute: Kopfball Bode, nach Ecke von der linken Seite. Und es stand 2:2! Das Weserstadion tobte. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen die Fans. Und immer wieder: „Ohne Otto habt ihr keine Chance“. Außerdem würde „Deutscher Meister nur der BVB“, stichelte die Westkurve gehässig, der zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 gegen Leverkusen führte.

Bayern verlor nun völlig die Übersicht. Von der coolen Art der ersten Halbzeit war nichts mehr zu sehen. Vor allem der überragende Dieter Eilts machte im Mittelfeld alle Versuche der Bayern zunichte, Werder mit einem Konter zu überraschen. Beckenbauer versuchte es dann noch mal mit frischen Kräften und wechselte Zickler und Hamann ein. Aber es half alles nichts: Werder wurde immer besser, spielte aggressiv wie lange nicht mehr und gewann die meisten Zweikämpfe. Als dann auch noch Super-Mario in der 65. Minute seine Kunstpause beendete und eine butterweiche Maßflanke direkt auf den brillanten Wuschelkopf von Marco Bode schlug, stand es auf einmal 3:2 für Werder! Und hätte nicht Rodolfo Cardoso kurz vor Schluß über den Ball getreten, dann hätte es sogar 4:2 gestanden. Völlig verdient. Und das alles nach einer deutlichen Führung der Bayern. Irre!

Drei Tore in einem Bundesligaspiel! Das gab's noch nie in dieser Saison. Und ausgerechnet gegen Franz Beckenbauer und seine hochnäsigen Bayern. Otto Rehhagel („Ich habe immer Recht“), der angeblich verkleidet im Weserstadion dabei war (als Boris Becker oder als Berti Vogts?) war sicher stolz auf seine Jungs. Und Beate erst! Die soll sich in „Grothhenns Gasthaus“ in Mahndorf vorher mit den Spielerfrauen getroffen haben. Und auch mit Kathi, der Freundin von Andi Herzog!?

Überhaupt Herzog: Echt gemein, wie Beckenbauer ihn in Zivil einmarschieren ließ ins Stadion. Und das, nachdem die Präsidien beider Vereine im Restaurant „Villa Verde“ beim Mittagessen die Einzelheiten des geplanten Austauschgeschäftes Basler – Herzog erörtert hatten. Konkrete Dinge gibt's zwar „erst, wenn's soweit ist“, teilte Werder-Manager Willi Lemke Dienstag abend ausweichend mit, aber im Klartext kann das nur heißen: alles paletti mit dem Super-Deal Mario gegen Andy plus ein paar Mios extra!

Und auch mit dem neuen Werder-Song: „Werder Fans – die sind stark treu bei Tag und Nacht. Meisterschaft und Pokal Werder ist die Macht. (fadeout)“!! Ganf fön fade und out, wie die erste Halbzeit gegen die Bayern.