Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt

Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) UT-Kinocenter

A

Alf - Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer

Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Orignal eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. UFa-Palast, UT-Kinocenter

B

Bei meinen Augen - Sertschawan Schweiz 1992, R: Beatrice Michel Leuthold, Hans Stürm

Dokumentarfilm über das ständig bedrohte Leben in einem kurdischen Dorf im Dreiländereck Iran-Irak-Türkei. „Ausgehend vom kurdischen Volk ist ein Film über die Zerstörung entstanden, die Krieg und Unterdrückung bei den Menschen hinterläßt, über Trauern und Überleben, über Leben und Tod.“ (Pressematerial Kommunalkino) Kino 46

The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane

„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro-Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effeminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclub-Besitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Galabru in der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen. (epd-film) Europa, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)

Blue in the Face USA 1995, R: Wayne Wang, Paul auster, D: Harvey Keitel, Lou Reed, Madonna / Originalfassung mit Untertiteln

„Der Begleitfilm zu „Smoke“. In Auggie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Eine Kellnerin streitet sich mit einem ekelhaften Taugenichts; ein selbsternannter Demoskop stellt Fragen nach Penisgrößen und intelligentem Leben auf andernen Planeten. Unter Volldampf entwickeln die Schauspieler und ihre vielen Gaststars eine Spielfreude sondergleichen. Ein Geniestreich, ein irrsinnig komischer Film und die denkbar schönste Liebeserklärung an Brooklyn.“ (tip) Kino 46

Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau

„Gibsons brillante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. So ist „Braveheart“ auch ein explosiver Actionfilm. Man sollte ihn gar nicht erst mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“. (New York Times) Ufa-Stern, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

C

Charlie - alle Hunde kommen in den Himmel England/Irland 1989, R: Don Bluth

„Düsterer Zeichentrickfilm um Kriminalität, Bandenkriege und eine Welt voller Ausbeutung; der detailverliebte Film erzählt eine spannenden und witzige Geschichte und wartet mit erfrischenden Kabinettstückchen auf. Für kleine Kinder ist er zu erschreckend, größere und ein erwachenes Publikum werden aber ihr Vergnügen haben.“ (Lexikon des internationalen Kinos) Gondel

Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang

„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atelier

City Hall USA 1995, R: Harold Becker, D: Al Pacino, John Cusack, Bridget Fonda

„Ein Mord auf offener Straße ist der Ausgangspunkt für diesen faszinierenden Film über das politische Alltagsgeschäft in der brodelnden Metropole New York. Wenn Al Pacino, der den Bürgermeister spielt, tatsächlich kandidieren würde - er würde gewählt. Regisseur Becker schildert das Politbusineß authentisch. Man glaubt den Schauspielern und man glaubt jeden Satz, den sie sprechen. Auch das illusiorische Ende kann diesem Film nichts von seiner Wirkung nehmen.“ (TV-Spielfilm) englische Originalfassung im UFA-Palast

D

Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradon, Sean Penn

Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino und Wall-Kino (OL) und Ziegelhof-Kino (OL)

Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol

„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL), Ziegelhof-Kino (OL)

Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren

„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neute gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) Europa, Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)

E

Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal

„An Bord einer entführten Passagiermaschine will ein arabischer Fanatiker tödliches Nervengas nach Amerika bringen, um Washington und die Bevölkerung der gesammten Ostküste auszulöschen. Für ein Team von Spezialisten beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL)

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter

Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley

„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter und City

G

Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama

„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto die Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unheroische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Atlantis

Das Glück liegt in der Wiese Frankreich 1995, R: Etienne Chatiliez, D: Michel Serraut, Eddy Mitchell, Carmen Maura

„Francis fabriziert Klobrillen - das sieht man seinem Leben an. Die Ehefrau zetert und zwickt, die Fabrik versackt im Chaos, und die Bank verweigert weitere Kredite. Erst als eine attraktive Unbekannte im Fernsehen nach ihrem lang verschollenen Gatten fahndet, wendet sich das Blatt des Pantoffelhelden: er sieht aus wie der Gatte - und beschließt bald, sich als selbiger auszugeben. Aus diese Flucht in ein neues Leben hat Etzienne Chatiliez (“Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß“) ein gallische Satire gemacht, der die rechte Galle fehlt. Denn sein großäugiger Trauerkloß, gespielt von Michel Serrault, stolpert in ein Idyll auf dem Bauernhof, daß der Filmemacher nach Kräften verherrlicht. Motto: Wenn es noch solchen Wein und solche Weiber gibt, ist Frankreich nicht verloren.“ (Der Spiegel) Cinema, UFA-Palast, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL), Apollo (WHV)

Die goldene Gans Deutschland 1953, R: Walter Oehmichen, D: Ina Peters, Jochen Hauser

„Das lehrreiche Märchen der Brüder Grimm vom scheinbaren Dummkopf, dessen gutes Herz ihm Weisheit, Reichtum und die Hand der Prinzessin einbringt. Der Film illustriert den Märchentext, ohne den Sinngehalt wirklich in Bilder umzusetzten. Gut durchschnittliche Unterhaltung für Kinder.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

H

Heat USA 1995, R: Michael Mann, D: Robert De Niro, Al Pacino

„Clever war es, „Heat“ tatsächlich als Tragödie zu inszenieren. Michael Manns Film ist das klassische Drama zweier ewig zweifelnder, fatalistischer Männer, eingebettet in einen effizient und spannend gedrehten Thriller. Die Geschichte zweier tragischer Helden, die in dem festen Glauben, die Welt würde nach den von ihnen entworfenen Regeln funktionieren, Sympathieträger und Loser zugleich sind. Zum Schluß möchte man niemanden sterben sehen, so sehr sind die Grenzen zwischen Gut und Böse ambivalent geworden, ist das Scheitern im Menschlichen in den Vordergrund gerückt.“ (taz) Modernes, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen ? Hera Linds Erfolgsroman „Das Superweib“ lieferte Sönke Wortmann und Produzent Bernd Eichinger die Vorlage für die Komödie um Franziska, die durch Zufall zur Bestsellerautorin wird. Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

I

Ich schäme mich ein Jurist zu sein Deutschland 1994, R: Karaman Yavuz, D: Serajenin Kaya, Rusen Arslan

„Daran zu erinnern, daß Mißhandlungen, Folter, politischer Mord, militärischer Ausnahmezustand zur Tagesordnung in der heutigen Türkei gehören, ist das Hauptanliegen des 36jährigen Regisseurs Karaman Yavuz. Er folgt den Spuren der beiden Anwälte Serajenin Kaya und Rusen Arslan, die 6 Jahre in türkischen Gefängnissen inhaftiert waren und jetzt als politische Flüchtlinge in Deutschland leben. Sie berichten von subtilen Diskriminierungen, systematischer Unterdrückung und haarsträubenden Grausamkeiten. Der Tonfall ist sachlich, nüchtern. Weder die beiden Anwälte noch der Regisseur erlauben sich mehr als die Erwähnung von Gefühlen, die freilich direkt und unmittelbar nachvollziehbar sind. Wer bleibt schon unbeteiligt bei Berichten von Folterungen, wem steigt nicht auch die kalte Wut hoch in Anbetracht eines zynischen Sinnspruchs, der den Gerichtssaal ziert, in dem unentwegt Menschenrechte verletzt werden:“Gerechtigkeit ist das Fundament des Staates“ ?“ (Evangelisches Medienzentrum) Cinema

J

Jumanji USA 1995, R: Joe Johnston, D: Robin Williams, Bonnie Hunt

„Viel Trick-Getöse in einer netten Geschichte ohne Tiefgang.“ (Prinz) Schauburg

K

Der kalte Finger Deutschland 1996, R: Ralf Huettner, D: Gruschenka Stevens, Dominic Raake

„Unter dem Künstlernamen Kim verdient Conny nachts mit Telefonsex die dicke Kohle. Einem Stammkunden, der sich „der kalte Finger“ nennt, erzählt sie Geschichten, statt Orgasmen zu simulieren. Als Frauenleichen gefunden werden, so zugerichtet wie Kim phantasierte, ist klar, daß „der kalte Finger“ seine Kunst allzu ernst nimmt. Auch das Objekt seiner nächsten Performance hat er schon ausgesucht: Kim ! Hätten die Drehbuchautoren vor lauter schönen Details nicht vergessen, daß ein Thriller auch Suspense benötigt, sie hätten mit dieser 1a-Besetzung und Inszenierung den großen Wurf landen können.“ (tip) Europa

Katzelmacher Deutschland 1969, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Hanna Schygulla, Irm Herman, Rainer Werner Fassbinder

„Aus einem Nichts an Handlung hat Fassbinder unter Verzicht auf traditionelle filmische Mittel einen bemerkenswerten Film gemacht. Eine starre Kamera beobachtet den Treffpunkt im Hinterhof, der zum Gefängnis wird. Mimik unfd Gestik werden ausgespart, die Sprache ist auf Allgemeinplätze reduziert. In dieser Welt muß ein „normaler“ Mensch als Provokation erscheinen. Man schlägt ihn zusammen, weil „eine Ordnung sein muß“ und glaubt die Welt wieder heil. Innere Leere ist selten überzeugender dargestellt worden.“ (Reclams Filmführer) Cinema

L

Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands

„Cage zeichnet hier das erstaunlich genaue Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person der attraktiven Sera, einer jungen Prostituierten, die auch mit ihrem Leben nicht klarkommt. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persöhnlichkeit und Tiefe zu beleben. Sie ist für Cage ein tröstender Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem billigen Motel. Dieses Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“ (The Observer) Schauburg, UT-Kinocenter, Casablanca (OL)

Das Leben nach dem Tod in Denver USA 1996, R: Gary Fleder, D: Andy Garcia

„Das Leben nach dem Tod in Denver wird nicht einfach sein, wenn du im Schnellgang etliche Typen umgenietet hast, die dir nun drüben auflauern, um dich schön langsam in Chillipfeffer zu rösten. Die Filmhandlung beschränkt sich, wie üblich, aufs Diesseits, also auf das Umnieten in allerlei pfiffigen Versionen. Andy Garcia trägt dabei stets tadellose Anzüge und hat eine Braut, die jeden scharfen Blick wert ist. Fazit: Wer Blei mag, kriegt Blei in Mengen. Man will ja kein Spielverderber sei, doch es soll niemand sagen können, er sei nicht gewarnt worden.“ (Der Spiegel) Filmstudio

M

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz.“ (tip) City, Apollo (WHV)

Metropolis Deutschland 1926, R: Fritz Lang, D: Brigitte Helm, Alfred Abel /Stummfilm mit live-Musikbegleitung

„Eines der letzten Beispiele von der imaginativen - doch oft auch monströsen - Grandieur der goldenen Ära des deutschen Stummfilms. „Metropolis“ ist ein spektakuläres Aushängeschild für expressionistisches Design (in dem Menschenmassen architektonisch angeordnet wurden), mit Momenten von fast unglaublicher Schönheit und Kraft (etwa die visionäre Sequenz über den Turmbau von Babel), absurden Ungeschicklichkeiten (der liebeskranke Held in seinen lächerlichen Knickerbockern), und Merkwürdigkeiten, die sich jeder Analyse entziehen (das bizarre, lüsterne Zwinkern des Roboter-Vamps). Es ist eine wunderschöne, auch heute noch verblüffende Torheit.“ (Pauline Kael) Kino 46

N

Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg

„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern, Casablanca (OL)

Now & Then – Damals und Heute USA 1995, R: Lesli Linka Glater, D: Demi Moore, Melanie Griffith

„Gerade erst ihren allerersten Frühling erleben die vier Kleinstadtfreundinnen, die in Lesli Linka Glaters Teeniefilm gemeinsam kichern, klatschen, Geheimnisse austauschen, nackte Jungs bestaunen und ein paar Tränen vergießen. Die Sommersonne des Jahres 1970 strahlt unentwegt auf ihre harmlosen kleinen Abenteuer - jedenfalls in der Erinnerung, den erzählt wird die Filmhandlung als nostalgisches Fotoalbum der erwachsenen Freundinnen (darunter Demi Moore und Melanie Griffith), die sich noch einmal im gemeinsamen Baumhaus zusammenfinden. Aber wie das mit Erinnerungen so ist: Sie faszinieren meist nur diejenigen, die dabeiwaren - und nicht die Zuschauer.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke

„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)

O

One Eyed Jacks - Der Besessene USA 1959, R: Marlon Brando, D: Marlon Brando, Karl Malden / Originalfassung ohne Untertitel

„Marlon Brando, der große Unvorhersehbare, ist sowohl Star wie auch Regisseur in diesem Western über einen Banditen, dessen einziger Lebenszweck es ist, seinen früheren Komplizen zu töten. Der Film ist sehr unausgewogen: einerseits hat er in einigen Einstellungen visuelle Pracht, andererseits gibt es auch einige Szenen von bizarrer Brutalität. Es bleibt ein Geheimniss, warum Brando gerade diese masochistische Rache-Fantasie drehte, und ob er nicht etwas ganz Anderes zeigen wollte als das, was schließlich auf der Leinwand erschien.“ (Pauline Kael) Kino 46

Orlacs Hände Deutschland 1924, R: Robert wiene, D: Conrad Veidt, Fritz Kortner /Stummfilm mit live-Musikbegleitung

„Wiene verbrachte die frühen 20er Jahre mit Versuchen, den Erfolg seines „Dr. Caligari“ zu wiederholen. Mit diese Adaption von Maurice Renards gefeiertem Roman versucht er sich an einem anderen „schrecklichen“ Thema, aber diesmal nutzt er sein Repertoir an expressionistischen Effekten kühler. Seine Version der Geschichte des Konzertpiansten, der seine Hände bei einem Zugunglück verliert, und dem dafür die Hände einer hingerichteten Mörders angenäht werden, ist eher realistisch als fantastisch, aber es gelingt ihm trotzdem einige starke Schockwirkungen aus der Konfrontation zwischen dem Helden und dem Bösewicht zu ziehen. Das Beste am Film ist eindeutig Veidts Vorstellung als der gequälter Orlac.“ (Time Out) Kino 46

P

Die Piratenbraut USA 1995, R: Renny Harlin, D: Geena Davis, Matthew Modine

„Wer denkt nicht gern zurück an die glorreichen Freibeuter-Tage der Traumfabrik. Doch das ist lange her und der Piratenfilm Vergangenheit. Ausgerechnet Actionrowdy Renny Harlin hat sich nun daran gemacht, das traditionelle Genre wieder aufleben zu lassen Dies hat vor zehn Jahren schon Roman Polanski mit „Piraten“ probiert und in den Sand gesetzt. Auch Harlins Husarenritt, der satte Hundert Millionen Dollar verschlungen hat, ist in die Hose gegangen. Für die Handlung hat der Finne aus Hollywood zwar emsig in der Seeräuberkiste der Filmgeschichte gefischt, aber dabei nur Klischees geangelt. Die vielen Gefechte zu Wasser und zu Land können nicht verschleiern, daß Harlins zunehmend hektische Hommage unter minimalem Einfallsreichtum, akuter Spannungsarmut und holpriger Actioninszenierung leidet.“ (Bremer) Ufa-Stern

R

Der Räuber Hotzenplotz Deutschland 1973, R: Gustav Ehmck, D: Gerd Fröbe, Lina Carstens

„Mit Hilfe einer entzauberten Fee bringen zwei Jungen den Räuber Hotzenplotz, der ihrer Großmutter die Kaffeemühle gestohlen hat, zur Strecke. Ehmcks Verfilmung eines bekannten Kinderbuchs versucht redlich, aus Räubermoritat, Märchen und Bänkelgesang eine Einheit zu formen.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

S

Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall

„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt.“ (Der Spiegel) Gondel

Schlafes Bruder Deutschland 1995, R: Joseph Vilsmaier, D: Andre Eisermann, Ben Becker

„Der Debütroman von Robert Schneider kommt in der Verfilmung von Vilsmaier als barockes Bilderpanorama daher. Die Geschichte spielt an der Schwelle zum 19. Jahrhundert und erzählt vom Bastard Johannes, der vom örtlichen Pfarrer gezeugt wurde und sich als Hörgenie entpuppt. Die rauhe Berglandschaft als grandiose Kulisse, die sakrale Musikuntermalung sowie die Dorfbevölkerung, die nur aus tumben Bauern, alten Vetteln und durch Inzest degeneriertem Nachwuchs besteht, schaffen eine düstere Atmosphäre.“ (TV-Spielfilm) Gondel

Das Schweigen Schweden 1962, R: Ingmar Bergman, D: Ingrid Thulin, Gunnel Lindblom

„Wie kaum ein anderer Film steht dieser im Ruch des Skandalösen. Das ist um so erstaunlicher bei einem Werk, in dem es letzlich um die Frage nach der Existenz Gottes geht. So radikal wie die Fragen sind dann allerdings auch die Stilmittel, deren sich Bergmann bedient. In der Darstellung existentieller menschlicher Situationen schockierte der Regisseur mit „gewagten“ Szenen, die ein sensationslüsternes Publikum ins Kino lockten. Daß Bergman die pure, durch keinerlei Gefühle vermenschlichte Fleischeslust zeigte, daran mahm man damals Anstoß. Doch angesichts Bergmann unbändiger Glaubenssehnsucht ist der bisweilen laut gewordene Vorwurf des „Pornographischen“ absurd. Denn eine Anstachelung sinnlicher Gelüste findet hier ganz gewiß nicht statt.“ (Pressematerial des Kommunalkinos) Kino 46

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City

Sudden Death USA 1995, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude Van Damme

„Sudden Death konfrontiert uns mit der ja beinahe alltäglichen Situation eines geplanten Terroranschlags auf ein Eisstadion, in dem zwei Eishockey-Teams um den Stanley-Cup spielen. Ohne den belgischen Sagenheld Van Damme als Feuerwehrmann und Inkognito-Torwart gäbe es bei dieser Party ausschließlich Verlierer.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

T

Teufel in Blau USA 1995, R: Carl Franklin, D: Denzel Washington, Don Cheadle, Jennifer Beals

Die erste Szene des Films ist uns so vertraut wie ein alter Bekannter: Ein Mann sitzt alleine an der Bar und trinkt seinen Whiskey. Der Barkeeper macht ihn mit einem merkwürdigen Fremden bekannt und dieser bietet ihm 100 Dollar dafür, daß er eine bestimmte Frau für ihn findet. Raymond Chandler hat solche Szenen geschrieben, Humphrey Bogart ähnliche Rollen gespielt. Sogar Zeit und Ort entsprechen genau den Erwartungen, denn „Devil in a Blue Dress“ spielt 1948 in Los Angeles. Und doch ist alles anders, denn dieser hartgesottene Held ist schwarz. Präsident Clintons Lieblingsautor Walter Mosley hat dem Genre mit seiner Romanserie über den Privatdetektiv Easy Rawlins diesen neuen, afroamerikanischen Dreh gegeben, und Denzel Washington verkörpert Rawlins in diesem mit einer für das Genre ungewöhnlich geschmeidigen Eleganz. Regisseur Franklin beschwört hier das Los Angeles der 40er Jahre so nostalgisch herauf wie vorher nur Polanski in „Chinatown“. „Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der nacht allein“, schrieb Chandler. Mosley und Franklin haben neue Schattierungen für dieses Schwarz gefunden. (hip) UFA-Stern

Tom & Jerry - Der Film USA 1991, R: Phil Roman

Wiederaufführung des ersten langen Kinofilms mit dem Zeichentrickpaar, dessen Universum nur aus Käse, Mausefallen und endlosen Jagden besteht. Wenn die Fans davon nach zwanzig Jahren noch nicht genug haben, dann spricht auch nichts dafür, daß sie ihre immergleichen Abenteuer plötzlich in diesen 85 Filmminuten langweilig finden. (hip) Atlantis

Toy Story USA 1995, R: John Lasseter

Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino, Lindenhof-Lichtspiele

Two Much – Zwei Zuviel USA 1995, R: Fernando Trueba, D: Antonio Banderas, Melanie Griffith

„Offensichtlich hatte Regisseur Fernando Trueba (der für „Belle Epoque“ einen Oscar bekam) eine klassischen Verwechslungskomödie im Sinn. Doch die braucht neben spritzigen Dialogen vor allem das richtige Maß an Tempo und Timing. „Two Much“ läßt beides vermissen. Der Film findet nicht den richtigen Rhythmus, der aus guten Ideen leinwandtauglichen Humor entstehen läßt. Was bleibt, ist die halbwegs amüsante One-man-Show des Antonio Banderas, der auf dem besten Wege vom Sexobjekt zum charmanten Verführer ist.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Underground Frankreich/Deutschland/Ungarn 1995, R: Emir Kustirica

„Underground ist ein dreistündiger Parforceritt durch fünfzig Jahre Geschichte eines gebeutelten Landes, das einst Jugoslavien hieß. Wie in „Time of the Gypsies“ entwirft Kusturica ein tragikomisches Gebilde, in dem Opportunismus, Lüge und Ideologie nur die andere Seite von Hoffnung, Freude und Willen zum Überleben darstellen.“ (Stephen Locke) Gondel

W

White Squall USA 1996, R: Ridley Scott, D: Jeff Bridges, Scott Wolf

„Ridley Scott hat früher Werbespots gedreht. Das sieht man vielen seiner Filme an. Kein Problem, solange Form und Inhalt aufeinander abgestimmt sind, wohl aber, wenn außer steriler Ästethik kaum etwas übrigbleibt. So geschehen in seinem Hochsee-Drama „White Squall“ (der Titel bezieht sich auf einen seltenen Sturm). Ein solches Unwetter überrascht einen zum schwimmenden Klassenzimmer umfunktionierten Großsegler, auf dem Jeff Bridges Jugendlichen die Geheimnisse des Meeres näherzubringen versucht.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern