Brandstiftung bei Neonazispitzel

■ Nach Drohungen aus der rechten Szene brannte das Haus eines abgeschalteten Verfassungsschützers nieder

Berlin (taz) – Abgeschaltete Verfassungsschützer leben gefährlich. In der Nacht zum Dienstag brannte in Selm ein Haus bis auf die Grundmauern nieder; laut Kripo Brandstiftung. Das Holzhaus hatte Peter Schulz bewohnt. Er, ein Spitzel des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, kam mit dem Schrecken davon.

Schulz will fünf Jahre lang im Auftrag des Verfassungsschutzes hauptberuflich die Neonazi-Szene ausgehorcht haben. Das Amt zahlte ein monatliches Basishonorar und Spesengelder, von denen er leben konnte. Vergangenes Jahr wurde er „abgeschaltet“. Über die Gründe sagen beide Parteien Unterschiedliches. Schulz sagt, ihm sei auf alle Fälle eine neue Identität zugesagt worden. Jedoch sei nichts passiert. Nachdem er gegen einen früheren Freund ausgesagt hatte, habe er Drohanrufe erhalten: „Heute nacht kommen wir, und dann gehen die Bomben hoch.“ Zwei bekannte Neonazis aus München sollen zwei Tage lang das Haus seiner Mutter belagert haben. Als der Spiegel in seiner vorletzten Ausgabe über Schulz' Tätigkeit berichtete, meldeten sich die alten Kameraden abermals bei der Mutter: „Peter ist dran.“ Wenige Nächte danach brannte das Haus. Peter Schulz suchte gestern Hilfe beim Bundeskriminalamt: „Dort sagte man, rufen Sie im Notfall 110 an.“

In jener Nacht gab er zusammen mit einem anderen V-Mann aus Niedersachsen der taz ein Interview über ihre Zeiten als Spitzel in der Naziszene. roga