Pfüad'i Gott, du Nega!

■ Tivoli: Gerhard Polt mit Biermösl Blosn

Der Scheitel beginnt knapp über dem Ohr und zieht sich über die verschwitzte Platte. Der Vertreter der deutschen Botschaft ist Bayer, genauer Niederbayer, und radebricht spuckend eine Art Englisch. Er ist nach Afrika gekommen, um den Wilden das Wesen der Demokratie zu erklären, welches sich klassisch aus Platon und Seneca herleitet und im Lederhosensepp mit Freibier den niederbayerischen Höhepunkt gefunden hat. Über den Mann mit der Platte wird gelacht mit allem Drum und Dran, denn sie ist nur eine Figur von Gerhard Polt. Oder gibt es solche Demokratielehrer für die „Buschmänner“ tatsächlich? Gerhard Polts Humor entsteht aus einem Hyperrealismus - der reale Blödsinn, oder zumindest der vorstellbare, wird um nur eine Nuance überdreht. Genau deshalb hat auch der CSU-Politiker Erwin Huber, der sich mittlerweile für bayerische Europafragen zuständig fühlt, die satirische Gefahr im Anflug verspürt:“ Für manche Personen scheint es wohl überhaupt keine moralischen und sittlichen Schranken zu geben!“ Polt als sittenverderbender Querulant?

Da hat sich der christ-soziale Moralist wohl verhört. Denn anders als mancher Satiriker opfert der Altöttinger Parodist die Figuren nicht seinen Witzeleien. Vielmehr entsteht ein schizophrener Blick auf die Alltagswelt, ebenso von Spott wie von Zuneigung zur Heimat geleitet. Die Heimatverbundenheit wird geradezu zur Basis für seine Ironie.

Ähnlich verhält es sich auch für Biermösl Blosn, die ihn bei seinem Hamburger Gastspiel musikalisch begleiten. Das „Biermoos“, das ihnen den Namen gab, liegt bei Luttenwang ganz in der Nähe von Günzelhofen bei Nassenhausen, woher die „Blosn“, oder „Clique“ stammt. Oder war das am Ende andersherum? Jedenfalls trägt das Trio aus Überzeugung Lederhosen und treibt mit unzähligen Instrumenten sein tonales Unwesen zu Schuhplattlern, Zwiegesang und Jodeleien. Volker Marquardt

Schmidts Tivoli, 24., 25. und 26. 1., 20 Uhr