Betrügen und vernichten

■ Premiere von Edward Bonds „Männergesellschaft“ im Malersaal

Er ist ein genauer, schonungsloser, doch – ganz in der englischen Tradition – auch komischer Sezierer unserer Zivilisation: der Gegenwartsdramatiker Edward Bond. In seinem neuen Stück In The Company Of Men (Männergesellschaft) beschreibt er den zähen Machtkampf um eine Waffenfabrik: Sechs Männer, die drei Väter und drei Söhne sein könnten, treffen aufeinander, reden aneinander vorbei, betrügen und vernichten einander, stets nur Geld und Position im Auge.

Diese Gesellschaft der Männer kommentierend, beschreibt Anti-Kapitalist Bond die westliche Welt als „Verbraucherdemokratie“: „Unsere Gesellschaft basiert auf einem wirtschaftlichen System, das seiner eigenen unbarmherzigen Logik gehorcht und uns immer mehr zu einem Verhalten zwingt, das nicht unseren eigentlichen Bedürfnissen entspricht. Wir werden zu Sklaven der Maschinen, auch wenn wir die Verbraucher ihrer Produkte sind.“

Tragelehn, der am Berliner Ensemble im Osten gearbeitet hatte, ging wegen Arbeitsverboten seit 1979 an westdeutsche Theater (Stuttgart, Bochum, Düsseldorf) und inszenierte regelmäßig am Münchener Residenztheater, als Frank Baumbauer dort Intendant war. Aus dieser Zeit kennt er auch die Hälfte des Männerensembles, allesamt Schauspieler, die bereits in Hamburg durch große Rollen auffielen: Michael Altmann (Der Stiefel und sein Socken), Peter Brombacher (Katarakt) und Wurzelfaust Josef Bierbichler.

An Männergesellschaft gefällt dem Regisseur, daß der Generationskonflikt am Ausgangspunkt der Gesellschaftskritik steht. Er betont aber, daß Bond kein Aufklärungstheater anstrebt, in dem „Leute, die Bescheid wissen, Leuten, die nicht Bescheid wissen, Bescheid sagen.“ Vielmehr werden Fragen aufgeworfen. Dennoch räume das Stück rigoros mit alten Legenden auf: „Da diese Company of Men von Kapitalbewegungen bestimmt wird, von etwas Abstraktem, haben auch die sogenannten Macher keine wirkliche Freiheit. Es ist ja eine linke Legende, daß die „bösen“ Kapitalisten die Köpfe zusammenstecken, um die Menschheit zu schädigen.“

Auch die rechte Legende, so zeigt das Stück, wirft keinen Profit ab: Es gewinnt nur, wer keine Ideale mehr hat, weder linke noch altkonservative, wie „Führen ist Dienen“. Die Devise der zukünftigen Sieger heißt „Kanonen und Butter“ oder „Schwerter und Pflugscharen“: Erst wird genährt, dann getötet – und beide Male kräftig kassiert. Doch Bonds böser Blick in die Chefetage ist grotesk genug, daß wohl kaum Depressionen aufkommen werden. Zuallererst ist Männergesellschaft aber eine spannende Geschichte, die Fans von Hollywood-Kino a la Firma und Theatersüchtige gleichermaßen begeistern mag. Für letztere sieht Regisseur Tragelehn einen zusätzlichen Anreiz: „Es passiert so selten, daß man ins Theater geht und das Stück nicht kennt, dabei ist das was Schönes.“ Niels Grevsen

Heute, Malersaal, 20 Uhr