„Auf Gedeih und Verderb ausgeliefert“

■ taz-Interview mit Jens Meyer von der AG der Hamburger Programmkinos

Anfang Januar wurde Jens Meyer zum neuen Regionalsprecher Nord der AG Kino gewählt. In der AG sind in Hamburg zehn und bundesweit 130 unabhängige Programmkinos organisiert. Verglichen mit den über 3.000 Erstaufführungskinos des marktbeherrschenden Hauptverbands Deutsche Filmtheater (HBF) eine relativ geringe Zahl. Die taz sprach mit Meyer über Möglichkeiten, die kleineren Kinos effektiver zu unterstützen.

taz: Kaum eine Woche im Amt und schon ein gepfefferter Brief an die Kultursenatorin. Macht man sich so Freunde?

Jens Meyer: Seit Frau Weiss Kultursenatorin ist, hat sich in puncto Kinoförderung manches verbessert, zum Beispiel die Einführung des Hamburger Kinopreises. Insgesamt ist seit unserem Sechs-Punkte-Katalog vom Oktober 1993 allerdings zu wenig passsiert.

Wo hakt es weiterhin?

Die Anträge für öffentliche Gelder müßten flexibler gehandhabt werden. Andererseits existiert für die Vergabe von zinslosen Investitions-Darlehen keine Verwaltungsvorschrift wie bei den nicht-zurückzahlbaren Zuschüssen. Gegen eine Ablehnung ist kein Widerspruch möglich, man ist auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen der entscheidenden Stelle angewiesen. Die handelt oft nach Gutsherrenart.

Womit wäre denn geholfen?

Wir brauchen dringend Zuschüsse für die Beschaffung von Filmkopien. Bislang lehnt die Behörde dies mit der Begründung ab, das wäre haushaltsrechtlich nicht möglich. Für uns ist das aber ein wichtiger Punkt. Wenn wir bestimmte Filme in einer Themenreihe zeigen wollen, kommen schnell vierstellige Summen zusammen, um die Filme aus dem Ausland zu beschaffen. Förderkopien von neuen Filmen sind ebenfalls wichtig. In den ersten sechs Wochen nach dem Start wird das meiste Geld verdient. Daran sollten auch die kleineren Kinos ihren Anteil haben. Auch der Repertoire-Bereich müßte verbessert werden. Außerdem ist es in unserem Interesse, wenn die Kinoförderung in die neue Filmförderungs GmbH miteinbezogen werden würde.

Wie will die AG das durchsetzen? Ihr repräsentiert nicht einmal alle unabhängigen Kinos in Hamburg, das innovative Lichtmeß ist kein Mitglied.

Es ist natürlich schwer, die Interessen der einzelnen Kinos zu organisieren.

Die AG ist sehr heterogen zusammengesetzt: ein Off-Kino wie das B-Movie auf der einen Seite, Zeise oder Abaton als nicht-bezuschußte große, unabhängige Kinos auf der anderen. Wäre eine neue Struktur nicht adäquater?

Die einzelnen Mitgliedskinos sind Konkurrenten, das ist natürlich klar, aber es wird nicht mit unfairen Bandagen gekämpft. Die AG hat Zukunft, ganz einfach, weil es eine Organisation geben muß, die die Belange der unabhängigen Kinos vertritt. In die HBF werden die meisten ja nicht aufgenommen.

Fragen: Clemens Gerlach