Das Bild des Alters ändern

■ In Hamburg gibt es jetzt eine ganz junge „Senioren Zeitung“

In diesen Tagen erscheint die erste Ausgabe der Hamburger Senioren Zeitung. Mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren und 28 Seiten Umfang startet die in Zukunft monatlich kostenlos erscheinende Publikation relativ unbescheiden. Die ersten beiden Ausgaben rechnen sich durch eine Anschubfinanzierung aus Bonn, spätestens ab der März-Ausgabe, so das ehrgeizige Ziel der Herausgeber, soll die Senioren Zeitung endgültig auf eigenen Beinen stehen und sich ausschließlich durch Spenden und Einnahmen aus Anzeigen finanzieren.

Ziel der Senioren Zeitung sei es, so Herausgeberin Bethy Lübcke, ihres Zeichens Vorsitzende des Seniorenbüro e.V., „ein Forum für ältere Menschen zu bieten, für ihre Sorgen und Probleme, aber auch für ihre Hoffnungen und Interessen“. Es gehe darum, das Bild des kranken, hilfebedürftigen und leistungsschwachen alten Menschen grundlegend zu ändern. Vom Format gemahne die Zeitung zwar an die Morgenpost, „Sex & Crime gibt's aber bei uns nicht. Wir könnten zwar über Sex im Altersheim schreiben, aber darum geht es wirklich nicht.“

Vielmehr soll jede Ausgabe einem Schwerpunktthema gewidmet werden, in der ersten Ausgabe ist dies „Alt werden in Deutschland“. Zudem sollen die Bereiche Sozialpolitik, Kultur sowie Gesundheits- und Beratungsseiten Platz in der Senioren Zeitung finden. Das Spektrum ist also genauso bunt wie der Kreis der Redakteure und Mitarbeiter. Natürlich wird die Senioren Zeitung in der Hauptsache von Senioren geschrieben, professionelle Hilfe oder Anregungen jüngerer Menschen sind jedoch nicht nur willkommen, sondern vielmehr notwendig für das Konzept.

Herausgeber Horst Hahne sagt deutlich: „Es geht nichts ohne Profis und eben auch nicht nur darum, eine Zeitung von alten Leuten für alte Leute zu machen, sondern darum, bewußt Raum für Dialog zu schaffen.“ Deshalb sei die Zeitung nicht nur für Senioren, sondern für alle, die bereit sind, sich mit dem Thema des Alterns auseinanderzusetzen. „Das können auch Zwanzigjährige sein“, betont Hahne.

Die ab der dritten Ausgabe angestrebte finanzielle Unabhängigkeit ist den Herausgebern besonders wichtig, schon allein, um nicht Gefahr zu laufen, „von Behörden oder ähnlichem instrumentalisiert zu werden“. Die Zeitung soll eigenständig und unabhängig sein, Mitarbeiterin Frau Altemeier (81) steht engagiert für die Selbständigkeit ein: „Wir können auch schreiben, Probleme packen und Lösungsvorschläge anbieten. Wir sind nicht alle ganz doof.“ Die Hamburger Senioren Zeitung wird unter anderem verteilt über die Seniorenverbände, die Wohlfahrtsverbände, die Kirchen und den HVV.

Benjamin von Stuckradt-Barre