Die Abwechslung der angeblichen Abwechslung

■ Morgen um 14 Uhr beginnt in Quickborn Norddeutschland bestbesetztes Amateurfußball-Hallenturnier

Hallenturnier um Hallenturnier: Die Fußball-Winterpause will überbrückt sein. Zweifelhaft ist der Unterhaltungswert des allzu gerne als „Budenzauber“ idealisierten und hochdotierten Hallentreibens. Denn die meisten Fußballehrer messen ihm eigentlich keine sportliche Bedeutung zu – dementsprechend lau sind die Leistungen ihrer Untergebenen. Stellvertretend für die Einstellung der Fußball-Weisen mögen die Worte von St. Paulis Trainer, Uli Maslo, zum Ratsherrn Cup stehen: „Hallenfußball ist eine schöne Abwechslung, aber im Rahmen der Vorbereitung nur zweitrangig.“ Für ihn ist das Maß aller Dinge, „zum Rückrundenstart fit zu sein“.

Seine Schützlinge scheinen sich derzeit genau an dessen Vorgaben zu halten: Beim Hamburger Ratsherrn Cup am vergangenen Wochenende blamierten sich die Kiezkicker beim lustlosen 1:7 gegen den Turnierzweiten Norrköping bis auf die Knochen. In Oldenburg setzten sie ihre mäßigen Auftritte fort: Nach einem 3:3 gegen Sofia und der 1:6-Pleite gegen Bochum schied Pauli schon in der Vorrunde aus.

Auch die vielgelobte prächtige Stimmung bei Hallenturnieren ist meist Ohrenwischerei. Beim Ratsherrn Cup konnten unvoreingenommene Sinnesorgane davon nicht viel registrieren. Oder gelten die sattsam bekannten Sprechchöre der hirnabstinenten HSV-Hools („Deutsche wehrt euch, geht nicht zu St. Pauli“) inzwischen schon als Ausweis guter Stimmung?

Mehr Spaß und bessere Unterhaltung verspricht morgen das vom TuS Holstein Quickborn veranstaltete 12. Hallenturnier um den Deutschen Ring Cup (ab 14 Uhr in der Quickborner Sporthalle am Ziegenweg), gilt es doch als das bestbesetzte norddeutsche Amateur-Turnier. In Gruppe A ist Werder Bremen formell favorisiert. Ob der Drittletzte der Regionalliga Nord den Hamburger Oberligisten Halstenbek/Rellingen, Altona 93 und Bergedorf 85 sportlich die Grenzen aufzeigen kann, scheint in der derzeitigen Verfassung fraglich. Gespannt darf man sein, ob sich Bremens Neu-Libero Kay Rückert – in der Winterpause war der Zwei-Meter-Mann von Halstenbek an die Weser gewechselt – seinen alten Kollegen stellt. Der Verbandsligist TSG Wismar komplettiert die Gruppe A.

In Gruppe B gilt der zweite Regionalligist, die technisch beschlagenen HSV-Amateure, als Papier-Favorit. Die Oberligisten Phönix Lübeck (mit Paulis Ex-Profi, dem Video-Freak und Buch-Hasser Andreas Boller Jeschke), der 1. SC Norderstedt (die Spincke-Elf gilt als Geheimfavorit) und der zweiten Mannschaft von Holstein Kiel (letztjähriger Turniersieger) sind nicht zu unterschätzen. Der veranstaltende Bezirksligist Holstein Quickborn dürfte außer den obligatorischen Sympathien als Turnier-Underdog wenig mehr einheimsen.

Rainer Schäfer