Konzepte statt Kartell

■ EnergieexpertInnen fordern Zerschlagung der HEW und Netzwerk von Blockheizkraftwerken

Schwedische Konzepte statt schwedischen Kapitals, Kohle statt Kernkraft, Konkurrenz statt Kartell – die im Hamburger Klimabündnis zusammengeschlossenen EnergieexpertInnen und Umweltverbände haben mittlerweile ein vielfältiges Konzept für eine Hamburger Energiewende zusammengetragen. Die Zeiten, in denen sich alternative Energiepolitik auf ein „AKW nee!“ und selbstgebastelte Windräder reduzieren ließ, sind längst passé.

Im Mittelpunkt des Konzepts der Klimabündler steht der grundlegende Umbau von HEW-Struktur, Energieerzeugung und Stromverkauf. Den Glauben an den Segen staatlicher Monopole und politischer Weisheit haben die ÖkologInnen inzwischen gründlich verloren: „Zerschlagung des HEW-Monopols“ lautet die Parole.

Ein Netzwerk kleiner lokaler Blockheizkraftwerkbetreiber (Nahwärme statt Fernwärme) soll die heutigen HEW und ihre AKWs ersetzen. Parallel dazu soll eine Energieagentur für die Koordination des Netzes und eine intensive Beratung der Endverbraucher sorgen, natürlich auch der Industrie. Schließlich gilt es, die wichtigste Energiequelle, das Energiesparen, endlich zu erschließen.

Werden die Blockheizkraftwerke zunächst noch mit Kohle betrieben, so könnte nach Auffassung der Ökos gleichzeitig der Ausbau regenerativer Energiequellen mit Hochdruck vorangetrieben werden. Die Palette reicht von Windenergie über Solardächer bis hin zum Bau eines Gezeitenkraftwerkes an der Elbe. Der Charme dieser umwerfend radikalen Vorschläge: Noch hat die Hamburger Politik die Möglichkeit, ein solches Konzept - schrittweise, versteht sich - anzugehen. Geraten die HEW jedoch in fremde Hände, können sich die Ökos diese Ideen weitgehend abschminken.

Freilich: Auch wenn die HEW im Stadtbesitz bleiben, wird die Verwirklichung einer Energiewende überaus schwer. Das zeigte nicht zuletzt das hilflose Taktieren von Grünen und Umweltinis beim rot-grünen Techtelmechtel im Herbst 1993, als Henning Voscherau die Vorschläge zum Ausknipsen einzelner AKWs kaltlächelnd als juristisch und vertraglich undurchführbar sezierte.

Die strategische Neuausrichtung des Klimabündnisses nach dieser kalten Dusche ist dennoch vielversprechend: Die Fixierung auf eine kurzfristige Lösung der AKW-Frage ist vorbei – die Lust an kreativen Energiewendekonzepten überwiegt. Florian Marten