Plop, und weg ist die Akne

Die anthroposophische Kosmetik und Gesundheitspflege bezieht Natur und Menschen in die Behandlung mit ein. Weleda stellt die Gesamtheit der Rohstoffe in den Mittelpunkt, Wala legt vor allem Wert auf die Rhythmen der Natur  ■ Von Falk Zielke

Markus hat noch keine Freundin. Nicht, daß er schlecht aussieht – das Problem sind seine Pickel. Doch das muß nicht sein: Einfach ein wenig von der bläulichen Flüssigkeit auf die Problemzone, und – plop – weg ist die Akne. Mit poppigen Spots versuchen Kosmetikhersteller, die Kunden von der Wirkung ihrer Produkte zu überzeugen. Kaum ein Werbeblock vergeht, ohne daß schöne Menschen erfolgreich mit Cremes ihre Fältchen glätten oder mit Shampoos für glänzendes Haar sorgen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Nach ein paar Tagen werden wieder die ersten Pickel sichtbar, und auch die Haare glänzen längst nicht mehr so wie im Fernsehen. Denn die meisten herkömmlichen Mittel haben eines gemeinsam: Sie wirken oft nur an der Oberfläche.

Anders ist es bei der anthroposophischen Kosmetik. Sie bezieht nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen in die Behandlung mit ein. Denn nach der von Rudolf Steiner in den 20er Jahren begründeten Anthroposophie sind beide durch ihre gemeinsame Evolution verwandt. Der Mensch besteht aus vier Wesensgliedern: dem physischen Körper, dem Seelenleib, dem Lebensleib und dem Ich. Bei Gesundheit besteht zwischen Geist, Körper und Seele ein Gleichgewicht, bei Krankheit ist es verschoben. Ziel der Kosmetik und Heilmittel ist die Harmonisierung: „Unsere Produkte wirken nicht nur auf der körperlichen, sondern auch auf der seelisch-geistigen Ebene“, erklärt Isabell von Heymann, Assistentin für Public Relations bei Weleda.

Dieses Jahr feiert die Firma ihr 75jähriges Jubiläum. Seitdem stellt sie Kosmetik und Heilmittel nach anthroposophischen Menschen- und Naturverständnis her. Rund 70 Pflegepräparate gibt es im Programm, von der Rasiercreme bis zur Bademilch. Dekorative Kosmetik gibt es nicht. Die Rohstoffe für die Produkte kommen aus streng biologisch-dynamischem Anbau. Vor der Weiterverarbeitung werden sie auf Pestizide, Milben, Bakterien, Pilze und Radioaktivität geprüft. Alle Cremes, Öle und Lotionen sind frei von Konservierungsstoffen. Auch synthetische Emulgatoren, Stabilisatoren, Farb- oder Duftstoffe werden den Produkten nicht zugesetzt. Heilmittel und Kosmetik werden unter den gleichen sterilen Bedingungen hergestellt.

Steht bei Weleda die Gesamtheit der Rohstoffe im Mittelpunkt, legt Dr. Hauschka, der zweite große Hersteller antroposophischer Kosmetik, Wert auf die Rhythmen: „Bei der Ernte der Pflanzen beziehen wir die Naturrhythmen ein“, erklärt Katharina Hahlhege, Mitarbeiterin der Marketingabteilung.

Unter dem Namen Wala stellt die Firma auch Heilmittel her. Bei der Verarbeitung werden die Pflanzen zuerst mit Wasser angesetzt, danach sieben Tage lang einem Lichtrhythmus ausgesetzt: bei Sonnenauf- und untergang wird der Brei für zwei Stunden im Licht der Dämmerung nach draußen gestellt. Den Rest des Tages bleibt der Ansatz in einem dunklen Raum. Dadurch werden die Rohstoffe auf natürlichem Weg haltbar gemacht.

„Unsere Behandlungen beginnen meist mit einem Fußbad“, erklärt Karin Otten, Chefkosmetikerin bei Kerinos. „Dadurch sollen sich unsere Kunden innerlich entspannen.“ Gesichsgymnastik soll für dauerhaften Ausgleich sorgen. Für seine Körperpflege verwendet Kerinos fast ausschließlich Bienenprodukte. 200 wesensgerecht gehaltene Völker liefern neben Honig auch Wachs und Propolis. Das Kittharz, mit dem die Bienen ihren Stock auskleiden, ist gleichzeitig ein Antibiotikum.

Trotz verschiedener Rohstoffe und unterschiedlicher Verarbeitung ist das Ziel anthroposophischer Kosmetik immer dasselbe. Statt bloßer Bekämpfung der Symptome betrachtet sie die Haut als Organ. „Um wirkungsvoll heilen zu können, muß man die Haut in ihrer Eigenaktivität unterstützen“, sagt Karin Hahlhege von Wala. „Durch die bloße Zugabe von Kosmetika wird die Haut immer fauler.“ Die richtige Mischung aus biodynamischer Rohstoffgewinnung und anthropsophischer Herstellung und Behandlung regt das größte Organ des menschlichen Körpers wieder zum Arbeiten an. Statt Pickel durch aggressive Mittel wegzuätzen, soll sich die Haut selbständig reinigen.