Verhandlungen „geölt“

■ Zeugenaussage gegen den wegen Korruption gesuchten Serge Dassault

Paris (taz) – Der in Belgien mit Haftbefehl gesuchte französische Konzernchef Serge Dassault (siehe taz von gestern) bestreitet offenbar nicht, daß Schmiergeldzahlungen an die belgischen Sozialisten geflossen sind, damit sein Luft- und Rüstungskonzern 1989 den Auftrag zur Modernisierung belgischer F-16-Flugzeuge erhielt. Nur persönlich habe er „mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun“ gehabt. Die Verantwortung für die beschuldigte Tochterfirma Dassault Electronique habe er bereits 1986 abgegeben. Zu dumm, daß die Recherchen bei Schweizer Banken den Namen Serge Dassault als Bevollmächtigten der Konten, von denen die Gelder nach Belgien flossen, ergaben.

Auf die Spur Dassaults kamen die belgischen Ermittler nicht zuletzt durch die Aussagen von Alfons Puelinckx. Der den belgischen Sozialisten nahestehende Wirtschaftsanwalt war im Februar im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre um den italienischen Hubschrauberhersteller Austa verhaftet und verhört worden. Puelinckx, selbst wegen Korruption beschuldigt, erzählte den Ermittlern von einem Besuch im Pariser Büro des Dassault-Chefs im April 1989. Glaubt man Puelinckx, so hat er damals nachgefragt, ob Dassault nicht bereit sei, den Parteien in Belgien ein „Geschenk“ zu machen, um die Verhandlungen etwas zu „ölen“.Der habe zugestimmt. Durch den internationalen Haftbefehl ist Serge Dassaults Position als Konzernchef vor allem in seinem Kampf gegen die von Staatspräsident Chirac geplante Fusion seines Konzerns mit der staatlichen Rüstungsfirma Aerospatiale erheblich geschwächt worden.

Dassault, der in den letzten Wochen versuchte, die politischen Freunde Chiracs auf seine Seite zu ziehen, dürfte an Überzeugungskraft verloren haben. Sein Handlungsspielraum hat sich darüber hinaus erheblich eingeschränkt, denn nur in Frankreich ist er vor dem Haftrichter sicher. Kathrin Hondl