Gut sein und auch Gutes tun

■ Der HSV schlägt den VfB Stuttgart mit 3:0 / Magath und Seeler träumen vom Uefa-Cup / Harald Spörl bald Torschützenkönig?

Der Ginkgo ist ein Baum und ein Symbol des Friedens. Uwe Seeler ist der Präsident des HSV und ein Symbol für den Neu-Anfang. Was lag vergangenen Sonnabend also näher als Uns Uwe zu bitten, vor Beginn des letzten Heimspiels der Saison einen eben dieser Sträucher zu pflanzen.

Vizepräsident Volker Lange hatte den Gingko gespendet, und die oberste Rothose sorgte dafür, daß besagtes Gewächs nun vor der Südtribüne des Volksparkstadions seine Wurzeln treiben wird. Obwohl bei der Pflanzung – federführend war der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge – die Spieler des VfB Stuttgart nicht anwesend waren, machten sie sich das Ak-tions-Motto „gegen vergessen – wachsen in frieden“ zu eigen.

Friedlich überließen die Schwaben dem HSV das Feld, was die Hanseaten schon nach sieben Minuten ausnutzten. Nach einem Spörl-Freistoß legte VfB Torwart Marc Ziegler freundlich für Karsten Bäron auf, und der bedankte sich mit dem 1:0. Danach ging der HSV auf die Friedensangebote der Gäste nicht weiter ein: Hasan Salihamidzic, Harald 250. Bundesligaspiel Spörl, Jörg Albertz und Marko Riegel brachten es nicht übers Herz, einen der zahl- und aussichtsreichen Angriffe erfolgreich abzuschließen.

In der zweiten Halbzeit wollte es das Team von Übungsleiter Rolf Fringer dann besser machen, gestaltete seine Einladungen so eindeutig, daß die Heimelf diese nicht mehr ablehnen konnte. So traf Andreas Fischer nach einer verlängerten Spörl-Ecke per Kopf zum 2:0. Eine knappe halbe Stunde später ließ man den HSV erneut gewähren. Salihamidzic und Spörl spielten sich mit einem Doppelpaß durch die Pazifisten-Abwehr um Libero Frank Verlaat, so daß Lumpi mit dem 3:0 seinen 14. Saisontreffer markieren konnte.

Nach dem Spiel waren dann auch nur noch friedvolle Menschen zu sehen, allen voran Uwe Seeler, der sich überschwenglich bei allen – besonders natürlich bei den Fans – „für die tolle Unterstützung“ bedankte. Auch für die kooperativen Stuttgarter war er voll des Lobes und wünschte Trainer Fringer einen Erfolg im letzten Spiel, denn „ein Sieg ist wichtig für den VfB und für Sie“.

Merkwürdigerweise vergaß der gesichtsfarbenfrohe Präses in seiner Dankesrede jedoch den Ginkgo. Seeler hatte auch Wichtigeres zu tun – er widmete sich der Zukunft: „Es wäre phantastisch, wenn wir noch in den Europacup rutschen würden.“ Das sah auch Trainer Felix Magath so, der die Saison „letztendlich doch gut“ fand und weiterhin guten Mutes ist, daß alles gut wird mit dem Uefa-Cup: „Ich sehe die Situation durchaus gut für uns.“ Ja, gut, und beim Europacup-Sieg blüht der Gingko. M. Scherf