Schlagende Worte

■ Raplyrik im Literaturhaus

Lesego Rampolokeng liest nicht, er läßt seine Worte singend hervorströmen. Im kontrollierten Zusammenspiel von Gestik und Intonation kommt sein Körper in Bewegung. Nie aufdringlich wird er von Souleymane Touré mit der Djembe begleitet, und sogar Thomas Brückner, der deutsche Übersetzer, trommelt kurz mit. Beeindruckend sind nicht die bilderreich-drastischen Verse, sondern die Kombination von Text, Vortrag und Musik.

Rampolokeng ist politischer Dichter und sozialkritischer Zyniker, der sich gegen die Verlogenheit des Friedensprozesses in Südafrika wendet und nicht an Schlagwörter wie das der „Rainbow-Nation“ glaubt. Die Begleiterscheinungen des gesellschaftlichen Umbruchs erscheinen ihm ebenso fragwürdig wie die Opferhaltung vieler Schwarzer. Zwischen den Texten bot Rampolokeng Erläuterungen zu seinen Arbeiten, mal als Witz, mal als Geschichte, immer zynisch, oft unterschwellig aggressiv. Leider rutschten einzelne Platitüden dabei ins Ordinäre und hinterließen einen Widerspruch zum intellektuellen Tenor vieler Texte. Auch einige Metaphern in seiner Lyrik sind nicht deshalb Stolpersteine, weil mit ihnen die Grenze zum Ekel überschritten wird, sondern weil sie flach und undeutbar erscheinen. Blick- oder Ohrenfänge wie „der papst frißt abgetriebenes zum abend“ erzeugen einen herben Beigeschmack von unnötiger Nachlässigkeit. Ralf E. Werner