Na Na Na Na Hey Hey Good Bye

■ Hafenrock zum Hafengeburtstag: Fröhlichkeit aus der Konserve und viel Radioparty

„Wir befinden uns hier in der Drei-Meilen-Zone. Vor uns die nautische Meile mit den Wassern, hinter uns die Freßmeile mit den Buden und über uns die sündigste Meile der Welt mit der Reeperbahn.“ Das Meilenbild des diesjährigen Hafengeburtstag-Moderators Christoph Luhmeyer (Wo unterhält nun mit gutgemeinten Kommentaren Heinz Hollmann?) beschallte die Gratulanten im Wettstreit mit anderen akustischen Höhenflügen der Buden und Karusells. Immer und immer wieder erdröhnte seine Stimme über der rastlos weiterdrängenden Menge, um sie erbarmungslos über die Schlepperballett-Choreographie von Kapitän Klaus Peter oder Motorboot-Club-Aufnahmekriterien zu informieren. Der Weg von den Anlegern zur Hafen Rock-Peripherie ist leider lang. So viele wahnsinnig interessante Aktionen auf dem Wasser – „Bugsier 5 kommt gerade vorbei!“ – und so viele verlockende Appetizer wie Sizilianische Landwurst, Sülze aus Schleswig-Hol- stein, Mailänder Zwiebelfleisch oder Münsterländer Fleischwurst suggerieren permanente Freßlust. Gut, daß da die Meile keine Unterbrechungen kennt. Von der Altstadt über St. Pauli nach Altona nichts als die ermüdende Wiederholung von Wurst- und Fleischtempeln, Crêpesmobilen und Bierhütten. Umsonst und draußen war der Geruch von Verbratenem und Zerkochtem ebenso wie die nur schwerlich mit Alkohol zu bannende feuchte Kälte und natürlich die Musik. Bereits zum vierten Mal bot der Hafen Rock Hamburger Lokalmatadoren und anderen Bands auf drei Bühnen Gelegenheit aufzuspielen. Während sich die johlende Masse der Dauergewellten, Nagellackierten und Cowboybestiefelten allerdings noch bei Smokie vor der NDR-Bühne auf dem Parkdeck am Elbtunnel am Absperrgitter plattdrückte, die Polizei sogar die Zufahrten absperren mußte, weil keiner mehr rauf ging, war beim Hafen Rock an der St. Pauli Hafenstraße noch nichts von großer Showtime zu spüren. Aber zwei Sunden später hatte sich der Mob weiter nach Westen verschoben. Clever im Programm als Anheizer für die Radio Hamburg-Party plaziert, kochten die langhaarigen Schröders aus Hannover mit ihrem Deutschrock die Menge auf. Für die Moderatoren Stefan Heller und Thomas Richter war es so ein leichtes, die Stimmung mit Knallern aus der Suggestivsongkiste weiter anzuheizen. Mit stumpfem „Captain Jack Bring Me Back To The Railroad Track“-PopTechno und Polonnaisen zu „Eisgekühlter Bommerlunder“ zelebrierten sie den Geburtstag bis zum Abwinken.

„Is' voll echt Hafenrock hier, ey!“, sagt Jörn aus Bahrenfeld begeistert und wirft den Kopf in den Nacken, damit das flüssige Brot beser die Kehle hinabfluten kann. Irgendwie klar, schlichte Volksfest- attitüden gehen eben direkter rein.

Britt-Kristin Feldmann