Das Portrait
: "Gütiger Diktator"

■ Yoweri Museveni

Ugandas Präsident Yoweri Museveni Foto: Vario-Press

„Ich liebe Kühe so sehr“, erklärte Ugandas Staatschef Yoweri Museveni kürzlich in einem Interview und zog ein Foto von Rindern aus seiner Brieftasche. Der 52jährige zeichnet von sich gern das Bild eines Bauern, den nur die Umstände zum Dienst am Vaterland gezwungen haben. Im Präsidentschaftswahlkampf betonte er, im Falle einer Niederlage werde er sich auf seine Farm zurückziehen. Viel Erfahrung als Landmann hat Museveni allerdings nicht.

Nach einem Studium der Politologie in Tansania schloß er sich in den siebziger Jahren dem bewaffneten Widerstand gegen den Diktator Idi Amin an und ging in den achtziger Jahren erneut in den Busch, um gegen die Regime von Milton Obote und Tito Okello zu kämpfen. 1986 zog der Rebellenchef als Sieger in Kampala ein.

Eine liberale Wirtschaftspolitik, Erfolge bei der Befriedung des Landes und seine strikt ablehnende Haltung gegenüber dem islamistischen Regime im benachbarten Sudan haben ihn seither im Westen zu einem der geachtetsten Staatsmänner Afrikas werden lassen, obwohl er sich der bei den Geberländern andernorts populären Forderung nach Einführung des Mehrparteiensystems konsequent verschlossen hat. Uganda sei nicht reif für eine Demokratie nach westlichem Muster, erklärte Museveni und sorgte dafür, daß Oppositionsparteien – vorläufig – nicht zugelassen sind.

Ausländische Freunde Musevenis halten ihn dennoch für einen Demokraten und verweisen auf die Pressefreiheit im Land, auf seine positive Menschenrechtsbilanz und darauf, daß er dem sonst in Afrika üblichen Personenkult abhold ist. Kritiker belegen ihn dagegen gern mit dem Etikett des „gütigen Diktators“ und begründen diese Einschätzung damit, daß der strukturelle Aufbau des Staatswesens dem Staatschef große Vollmachten einräumt und der Bevölkerung Freiheiten, die sie derzeit genießt, jederzeit wieder entzogen werden können.

Der Sieg bei den Präsidentschaftswahlen hat Yoweri Museveni neben der faktischen auch moralische Legitimität verliehen. Ob es unter diesen Umständen mit dem Aufbau demokratischer Institutionen weiter vorangeht, werden die nächsten Monate zeigen. Aber selbst eine härtere Gangart müßte Museveni keine Sympathien kosten, denn Anhänger wie Gegner bescheinigen ihm, eine Eigenschaft in ungewöhnlich großem Maße zu besitzen: Charisma. Bettina Gaus