piwik no script img

Esso verdient prächtig

■ Auf Rekordgewinn folgt der Kampf gegen Ökosteuern und Umweltauflagen

Jobst Siemer, smarter Chef der deutschen Esso-Filiale, liebt das Understatement: „Esso behauptete sich 1995 in schwierigem Umfeld“, säuselte er gestern bei der Präsentation des Konzernergebnisses in der Hamburger Deutschlandzentrale. Den bei sinkenden Umsätzen erzielten Gewinnsprung um 17 Prozent auf 491 Millionen Mark mochte er lediglich als „Verbesserung des Ergebnisses“ registriert wissen. Obwohl ein Netto-Gewinn von einer halben Milliarde Mark bei einem Netto-Gesamtumsatz von gerade mal 8,6 Milliarden Mark (ohne Mineralölsteuern) schlicht sensationell ist.

Pro Kopf der noch 2004 (Vorjahr 2052) Esso-Beschäftigten – gut die Hälfte davon in Hamburg – wurden schwindelerregende 245.010 Mark Gewinn erzielt. Damit dies so bleibt, will Siemer weiter im stillen an Ergebnisverbesserungen werkeln: Stetiger Personalabbau und der Verkauf weniger profitabler Bereiche sollen den Konzern, der immerhin 255 Millionen Steuermärker an den darbenden Hamburger Finanzsenator Runde überweisen mußte, weiter an der Spitze halten.

Gar nicht witzig findet Siemer hingegen die Debatte um Mineralölsteuererhöhung und Ökosteuern: Das sei „Gift für die Wirtschaft“. Zwar, so seufzte er hoffnungsschwanger, sei derartiges in Bonn „derzeit nicht in Sicht“, doch man könne ja nie wissen. Und noch eine Botschaft lag ihm auf der Seele: Die Umweltauflagen für deutsche Raffinerien seien ein „empfindlicher Nachteil“ für den Standort Deutschland. In der Hansestadt hat Esso seine Raffinerie allerdings schon lange dichtgemacht.

Hat der Multi angesichts soviel Ärgers wenigstens vom Image-Desaster des Konkurrenten Shell profitiert? Siemer mit hochgezogenen Augenbrauen: „Von den Shell-Problemen haben wir nicht profitiert. Im Gegenteil: Wir waren marginal mit davon betroffen.“ So schlimm kann es nicht gewesen sein: Die Eigenkapitalrendite, laut Siemer wichtigstes Konzernziel, liegt, bezogen auf das gezeichnete Kapital, bei satten 82 Prozent. Die Aktionäre dürfen auf eine fette Dividende hoffen. Florian Marten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen