Mit dem Cornflake auf Du und Du
: 300 vorm Kellogg's-Tor

■ Streik gegen Streichung von Urlaub

Reichlich gestärkt gehen heute die Betriebsräte von Kellogg's in die zweite Verhandlungsrunde über einen neuen Haustarifvertrag. Rund 300 MitarbeiterInnen des Bremer Cornflake-Rösters haben gestern morgen zwischen fünf und acht Uhr die Arbeit verweigert und vor dem Werkstor ausgeharrt. Eine Demonstration der Stärke in einer harten Tarifauseinandersetzung. „Wir haben gezeigt, daß wir es ernst meinen“, sagte gestern Stefan Korzeniowski, Mitglied der Verhandlungsdelegation der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten (NGG), die erstmals gemeinsam mit der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) den ArbeitgeberInnen gegenüber sitzt.

Ausgehandelt wird allein der Lohntarifvertrag – wenn es nach den Gewerkschaften geht. Die wollen wenigstens die Sicherung des Reallohns gegen die Inflationsrate aushandeln. Das hat die Kellogg's-Leitung dazu gebracht, die ganz große Tarifkeule aus der Tasche zu ziehen. Wenn es, wie gefordert, zu einer linearen Tariferhöhung von rund fünf Prozent kommen soll, dann müßte der Jahresurlaub um fünf Tage reduziert und die wöchentliche Arbeitszeit von 37,5 auf 38,5 Stunden erhöht werden.

Das würde bedeuten, daß im Jahresschnitt weitere sechs freie Tage wegfallen müssen. Dabei sind sowohl der Urlaub als auch die freien Tage (als Kompensation für die nicht pro Tag umgesetzte Arbeitszeitreduzierung) im Manteltarifvertrag geregelt. Und der läuft noch bis zum nächsten Sommer.

Das war der Grund, weshalb beide Gewerkschaften für gestern zum Warnstreik aufgerufen hatten. Zumal Kellogg's Deutschland nach Angaben der Gewerkschaften eine gleichbleibend gute Ertragslage aufzuweisen habe. „Das war der erste Streik für die Leute“, sagte Korzeniowski. Da seien 300 Streikende in einem Schichtbetrieb von 800 Beschäftigten ein großer Erfolg.

Die Bremer Tariflandschaft in der Lebensmittelindustrie ist eher untypisch für die Bundesrepublik. Bundesweit gelten in der Regel Flächentarifverträge, während es in Bremen eine Tradition von Haustarifverträgen gibt. Die Bierproduktion ist der einzige Geschäftszweig, bei dem ein Verband am Tisch der Tarifverhandlungen sitzt. Doch selbst da geht es faktisch um einen Haustarifvertrag - in Bremen gibt es eben nur eine Brauerei. J.G.