Das „Haus der Familie“ ist besetzt

■ Stellen-Lotto im Sozialressort auf Kosten der TeneverInnen

Das Mittagessen wurde aus dem Hort angeliefert, Mütter rollten ihre Schlafsäcke aus, das Spielmobil parkte vor dem Eingang – seit gestern herrscht Ausnahmezustand im „Haus der Familie“ in Osterholz-Tenever: Dessen Räume sind bis auf weiteres besetzt. Frauen, Kinder, Arbeitslose haben das Erdgeschoß eines typisch Tenever schen 14-Etagen-Wohnblocks in Beschlag genommen und fordern die Weiterbeschäftigung von Birgitt Pfeiffer.

Frau Pfeiffer arbeitet seit Februar '96 nicht mehr im „Haus der Familie“. Ihre Stelle war bis dahin befristet. Da eine ihrer beiden Kolleginnen ebenfalls im Februar gekündigt hat, ist nur Irmtraud Purnhagen verblieben. „Zwei Drittel unserer Arbeit fallen unter den Tisch“, sagt Purnhagen. Ihrer Aufgabe, die Spielkreise, Mütterinitiativen, Selbsthilfegruppen und Bewohnertreffs zu koordinieren und zu betreuen, kann sie in ihren 20 Stunden Arbeitszeit kaum mehr nachkommen. Eine Beratung schafft sie nur noch zwischen Tür und Angel. Meist bleibt inzwischen die Tür zu zum „Haus der Familie“, das so alt ist wie Tenever selbst. „Ein Skandal für Bremens kinderreichsten Stadtteil, der von Armut und Benachteiligung gekennzeichnet ist“, entrüstet sich das neugegründete Aktionskomitee „Rettet das Haus der Familie“.

Das Problem der Unterbesetzung ist auch Sozialsenatorin Tine Wischer bekannt. 800 Unterschriften wurden ihr unterbreitet, sie versprach Unterstützung. Bremens „Häuser der Familie“ – neun sind es insgesamt – werden über die Ämter für Soziale Dienste finanziert. Ende Januar hieß es aus dem Sozialressort, die Stellen in Tenever könnten ressortintern ausgeschrieben werden – es wurde bis heute niemand gefunden. Deshalb fordern die TeneverInnen nun, die Stelle an Birgitt Pfeiffer zu vergeben, die sich als Externe bewirbt.

„Das würde die Aufhebung eines Einstellungsstopps bedeuten, und den wird es nicht geben“ - Holger Bruns-Kösters, Sprecher der Sozialsenatorin, verweist auf das Amt für Soziale Dienste Ost. Dahin sei die Besetzung der Stelle delegiert worden. Man gab dort gestern keine Stellungnahme. sip

Das Aktionskomitee „Rettet das Haus der Familie“ lädt heute ab 14 Uhr zum Kinderfest, 16 Uhr zur Diskussion, Pirmasenser Str. 26