■ Vorlauf
: Kleine Petzen

„SK-Babies“. Dienstags, 20.15 Uhr, RTL)

Als Timmy mit Lassie Waldfrevler jagte oder Emil und die Detektive Herrn Grundeis scheuchten, da war die Welt der Jungkriminalisten noch o.k. Jeder gelöste Fall brachte einen Erwachsenen mehr in den Knast.

Anders die Sonderkommando-Babies: Die haben sich von den Bullen für eine Handvoll Snickers korrumpieren lassen und betätigen sich nach den Schulaufgaben als pathologische Petzen: Mit gezückter Knarre lauern sie Graffitisprühern auf und nerven gleichaltrige Kiffer. Von ihrem Judaslohn kaufen sie sich bei H&M häßliche Karohemden. Bis das Handy wieder piept: Blutjunge Cops – übernehmen Sie.

Die Aufstellung ist klassisch: Doofmann Kevin, die langhaarige Mic und ein kleinwüchsiger, ungekämmter Italiener. Der küngelt tolle Jugendstrafen für die Altersgenossen aus: „Ich will, daß ihr heil aus der Scheiße rauskommt – klaro?“

Das will man als Zuschauer auch. Aber wo die Proleten vollgekleckerte Unterhemden tragen und sich der Mafioso ständig in den Zähnen pult, ist nicht viel Platz für subtile Einfälle. Komisch auch, daß sie gar nicht mitkriegen, wenn kein Delikt, sondern nur ein ausgefallenes Hobby vorliegt. So entpuppt sich der Mord als bloßes Mißgeschick. Da wären sogar die fünf Freunde schneller draufgekommen.

Zwar merkt man dem Pilotfilm das Bemühen um frischen Wind am Tatort an, doch viele Einfälle wirken seltsam unmotiviert. XY-ungelöst bleibt auch, warum klassische Sozialarbeiterfälle neuerdings in Streetwear gelöst werden müssen. Einziges Highlight im Kampf gegen Jugendkriminalität ist der Fußballprolet aus der Nike- Werbung, der als archetypischer Ruhrpottschupo eigenartig authentisch wirkt. Oliver Gehrs