Castor aus Gundremmingen auf Deutschlandtour

■ Atomtransport trotz der Proteste über Dünkirchen zur britischen WAA Sellafield

Gundremmingen (taz) — Eigentlich sollte der nächste Castor vom größten deutschen Atomkraftwerk Gundremmingen nach Gorleben transportiert werden. Doch bei den Betreibern RWE und Bayernwerke hat man offensichtlich umgedacht und auf „Altbewährtes“, nämlich die Verarbeitung des abgebrannten Atommülls in der britische WAA Thorp in Sellafield, gesetzt. Proteste von Robin Wood und Mahnwache Gundremmingen konnten den Atomtransport gestern nicht aufhalten. Um exakt 14.10 Uhr hat der Castor das AKW verlassen. Zunächst kam der Atomzug freilich nur ein paar Meter weit. Denn vor den Toren von Gundremmingen hatten sich rund 30 Atomkraftgegner versammelt, zehn von ihnen blockierten die Schienen. Als sie der Aufforderung, diese freiwillig zu verlassen, nicht nachkamen, wurden sie von Polizeibeamten von den Gleisen getragen. Zu Zwischenfällen ist dabei nicht gekommen. „Die Mitglieder der Mahnwache haben ihr Wort gehalten und keine Gewalt angewandt“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Krumbach. Acht Minuten nach Ausfahrt des Atomzuges war der Protest durch die Polizei beendet worden, und der Castor rollte weiter Richtung Ulm, Stuttgart, Saarbrücken. In Ulm wartete die nächste Mahnwache auf die radioaktive Fracht, die nach den bisherigen Planungen heute in Dünkirchen (Frankreich) auf das Atommüllschiff European Shearwater verladen werden soll, das den Castor dann nach Sellafield bringt.

Weitere Blockaden waren für Mannheim und Saarbrücken, Protestaktionen für Untertürkheim, Kornwestheim und Wiesloch angekündigt worden. Schon am Sonntag mittag hatten sich neun Atomkraftgegner auf die Schienen vor dem AKW gelegt und angekettet. Ihre Begründung: Niemand solle glauben, daß von diesen Castor-Behältern keine Gefahr ausgehe. Klaus Wittmann