Die zerschundenen Kohlenkinder von Boyacá

Wie Maulesel arbeiten 10jährige Kinder in den kleinen ungesicherten Kohlenbergwerken von Boyacá in Kolumbien. Sie brauchen Geld, müssen ihre Familien durchbringen, und Alternativen gibt es kaum. Noch nicht  ■ Von Ralf Leonhard

Vom Eingang zum Schacht ist nur mehr ein schmales Loch übriggeblieben, nicht viel größer als ein Dachsbau im Wald. Das hölzerne Wägelchen zum Kohletransport ist geborsten und hat die Vorderräder verloren. Verkohlte Kleiderreste zeugen davon, daß hier Menschen zu Schaden gekommen sind. „Vor vier Tagen gab es eine Explosion“, erzählt einer der Arbeiter, der bedrückt vor der Unfallstätte steht. Der Kohlenstaub hat sich tief in sein Gesicht eingegraben. Ein Sohn des Minenbesitzers wurde durch die Explosion ins Freie geschleudert, vor wenigen Stunden ist er im Krankenhaus in Bogotá gestorben. Zwei weitere Minenarbeiter, die tiefer im Schacht vom Knall überrascht wurden, liegen mit Verbrennungen dritten Grades auf der Intensivstation.

Vor der Nachbarmine, keine 50 Meter entfernt im Hang von Morcá, außerhalb der Bezirksmetropole Sogamoso, sitzen die Arbeiter unschlüssig herum. Sie können sich nicht recht entschließen, in den engen Schacht hinunterzusteigen und ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Denn wer garantiert ihnen, daß hier kein Grubengas ausgetreten ist?

Doch lange können sie sich ihr Zaudern nicht leisten. Sie beziehen kein festes Gehalt, sie werden pro geförderte Tonne bezahlt. Keine Sozialversicherung deckt die ausgefallenen Arbeitstage oder die Folgen eines Arbeitsunfalls. Auch der 13jährige Cristóbal Patiño muß bald wieder in die Grube, die diagonal in den Hang gegraben wurde.

Stellenweise ist der Tunnel so steil, daß man auf dem Hosenboden rutschen muß. Der Plastikhelm, der keineswegs für alle Arbeiter selbstverständlich ist, stößt immer weider gegen die Baumstämme, die alle anderthalb Meter die Wände abstützen; unten gibt es ein paar Glühbirnen, die ihr trübes Licht auf die Kohlenader werfen.

Mit der Beleuchtung unter Tag und einer Pumpe, die das Grundwasser absaugt, ist die Grube des Herrn Abigail Pérez schon eines der technisch besser ausgerüsteten Kohlenbergwerke im Departement Boyacá. Besonders rentabel sei es trotzdem nicht, versichert der Betreiber von insgesamt drei Kohlengruben, ein untersetzter Mestize von etwa 60 Jahren, der längst nicht mehr selbst den Pickel schwingt, sondern in jeder Grube ein Team von fünf Mann beschäftigt. Im vergangenen Jahr hätte ihm das Kraftwerk Termopaipa lediglich 300 Tonnen abgekauft – eine lächerlich geringe Menge. Zum Glück kann er auf seinen viereinhalb Hektar Land noch Kartoffeln, Weizen und Mais anbauen.

Cristóbal Patiños Mutter hat kein Grundstück, wo sie anbauen könnte. Die Familie wohnt zur Miete für 5.000 Pesos monatlich. Das sind zwar nicht viel mehr als 6 US-Dollar, doch für Frau Patiño und ihre sechs Kinder ist es viel Geld. Seinen Vater hat Cristóbal nie kennengelernt, auch die Erzeuger der jüngeren Geschwister haben sich längst aus dem schwarzen Staub gemacht. „Spaß macht mir die Arbeit hier nicht“, meint er achzelzuckend, „aber was soll ich machen? Andere Verdienstmöglichkeiten gibt es hier nicht.“

Unten in der Grube hilft Cristóbal, den Karren zu füllen, und schiebt den mit 600 Kilo Steinkohle beladenen Wagen dann noch an, wenn er mit Hilfe einer Seilwinde die steilen Holzschienen hinaufgezogen wird. Früher half er beim Schälen der Baumstämme, die den engen Tunnel absichern. Wenn die Rinde nicht entfernt wird, dann werden die Stämme eher von Fäulnis befallen und brechen unter dem Druck des Gesteins zusammen. So wie manche der Balken, die bereits eingeknickt sind und jeden Moment nachgeben können.

Kinderarbeit in den Kohlengruben ist in Kolumbien gesetzlich verboten. Die leichteren und weniger gefährlichen Verrichtungen außerhalb des Bergwerks sind zumindest limitiert. Mehr als vier Stunden dürfte ein 13jähriger nicht arbeiten. Doch wenn er nicht täglich seine sechs Stunden abdient, kommt Cristóbal nicht auf die 20.000 Pesos monatlich, mit denen er als Alleinverdiener die Familie gerade am Leben hält. Viel mehr als Kartoffeln und heißes Zuckerwasser wird dafür nicht geboten. Wenn das Geld reicht, dann gibt es auch einmal Reis. Cristóbal würde gerne wieder in die Schule gehen, aber Bücher und Hefte sind teuer: Essen hat Vorrang.

Die Hügel rund um Sogamoso, dem 200 Kilometer nordöstlich von Bogotá gelegenen Zentrum des Kohlenbergbaus in der Provinz Boyacá, sehen aus wie nach einem Artillerieangriff: ein Loch reiht sich ans andere. Hier, auf rund 3.000 Metern Höhe, liegen die Kohlenadern dicht unter der Erdoberfläche. Wer eine Parzelle sein eigen nennt, der gräbt den Boden auf und versucht sein Glück.

Die meisten Bergwerke sind Familienbetriebe mit einem Minimum an Investitionen, die nur rentabel sind, weil sie allen Sicherheitsvorschriften und Sozialgesetzen Hohn sprechen und weil auch die grundschulpflichtigen Kinder mitschuften. Fast alle graben ohne Konzession und haben daher keinen Anspruch auf Beratung und Kredite von seiten des Bergbauministeriums. Daher fühlt sich auch das Arbeitsministerium nicht berufen, die Bedingungen in den meist unzureichend abgesicherten Gruben zu überprüfen oder dem Verbot der Kinderarbeit unter Tag Geltung zu verschaffen.

Die Passivität der Behörden sei unverzeihlich, kritisiert die Soziologieprofessorin Maria Cristina Salazar, Herausgeberin einer Studie über Kinderarbeit: „Was sollen denn 70 Arbeitsinspektoren für ganz Kolumbien ausrichten?“ Sie fordert, daß in den Minengebieten schleunigst die „Neue Schule“ eingeführt wird, ein in ausgewählten Gebieten bereits praktiziertes Unterrichtssystem, das die Landkinder mit konkreten, für sie verständlichen Inhalten konfrontiert und nicht von der Sozialisation der Stadtkinder ausgeht.

Über die Anzahl der in Kohlengruben beschäftigten Minderjährigen gibt es keine verläßlichen Angaben. Efrain Orozco, der Leiter der Abteilung Unternehmerförderung in der staatlichen Aufsichtsbehörde Ecocarbon, schätzt, daß in den 37 Gemeinden Boyacás, wo Kohlenbergbau betrieben wird, nicht mehr als 200 Kinder regelmäßig arbeiten, im nördlich von Bogotá gelegenen Cundinamarca etwa ebenso viele. In den Bergwerken von Angelópolis und Amagá, Departement Antioquia, südlich von Medellin, seien nur 90 Kinder beschäftigt. Dort sind die Arbeitsbedingungen aber teilweise noch härter, weil viele der Kleinen in engen Schächten eingesetzt werden, die für Erwachsene gar nicht zugänglich sind.

In der von Salazar herausgegebenen Studie schreibt die Ingenieurin Tatiana Roa, daß fast 60 Prozent der Kinder in den dortigen Minen die Kohle in Blechbutten auf dem Rücken schleppen müssen. Eduardo Chaparro, Direktor für Industrieentwicklung in Ecocarbon, versichert aber, daß diese Zustände allein in illegalen Kleinbetrieben herrschen.

Die himmelschreienden Arbeitsbedingungen der Kinder in den Kohlengruben wurden vor etwa drei Jahren von Maria Teresa Herrán, der Ehefrau des damaligen Bergbau- und Energieministers, zum Thema gemacht. Als Funktionärsgattin hatte sie Zugang zur Information, und als regelmäßige Kolumnistin einer der größten Tageszeitungen verstand sie es, die Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren. Ihre Idee, für die Minderjährigen zumindest Sportplätze und Freizeiträume zu schaffen, wurde von den Behörden schnell aufgegriffen und zu einem umfassenden Programm für jugendliche Bergarbeiter ausgebaut. Letztes Jahr wurde dann Ecocarbon als Dependenz des Bergbauministeriums gegründet. Während die Gesellschaft Carbocol die einzige staatliche Kohlengrube, Cerrejón, im äußersten Norden Kolumbiens, verwaltet, kümmert sich Ecocarbon um die wissenschaftlichen und die sozialen Aspekte des Kohlenbergbaus. Es sei der Institution ein besonderes Anliegen, versichert Efrain Orozco, für Kinder Alternativen zur Arbeit im Kohlenbergbau zu schaffen.

Die schlechte internationale Presse, die die hinreichend drastischen Zustände noch überzeichnete, dürfte das staatliche Programm für die Rettung der Kohlenkinder beschleunigt haben. Im vergangenen Jahr berichtete die britische Presse in einer Serie von Reportagen über die Kohlenkinder Kolumbiens, die nicht nur unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften müßten, sondern dank ihrer Hungerlöhne die kolumbianische Kohle konkurrenzlos billig machten. Als Premierministerin Margaret Thatcher vor gut zehn Jahren die britischen Kohlenbergwerke praktisch liquidierte, berief sie sich u.a. auf die weit rentableren Importe aus Kolumbien. Als Folge der Presseberichte sprach sich das britische Unterhaus letztes Jahr in einer aufsehenerregenden Abstimmung für die Einstellung der Kohlenimporte aus dem südamerikanischen Staat aus.

Die Planer von Ecocarbon gehen von der richtigen Überlegung aus, daß es mit Zwangsmaßnahmen nicht getan ist. Es ist utopisch, das im Gesetz postulierte Ziel wirklich durchzusetzen, Kinder gehörten überhaupt nicht ins Bergwerk, in Glashäuser für die Rosenzucht oder mit einem Bauchladen auf die Straße, sondern in die Schule. Daher müsse man es den Kindern armer Familien ermöglichen, unter zumutbaren Bedingungen Geld zu verdienen, um zumindest ihre eigene Schulausbildung zu finanzieren. Es gelte also, in enger Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern Verdienstalternativen zu schaffen und gleichzeitig Lehrer und Eltern zu motivieren.

Das Pilotprojekt wurde vor fast drei Jahren in der Gemeinde Tópaga, einem vom Bergbau geprägten Dorf unweit von Sogamoso, gestartet. Rund dreißig Kinder und Jugendliche, die in den Kohlengruben arbeiteten oder aufgrund ihrer sozialen Lage sichere Kandidaten für die Arbeit in den Bergwerken wären, wurden dort vom plastischen Künstler Néstor Peña im Schnitzen von Figuren und Reliefs aus Kohlebrocken geschult. Die Kunsthandwerksgenossenschaft, die sich inzwischen der Aufträge gar nicht erwehren kann, wird von Floro Alvarez geleitet, selbst ein ehemaliger Kohlenarbeiter.

Zu den beliebtesten Motiven zählt die Kirche von Tópaga, ein außen schlichtes Juwel der Kolonialarchitektur aus dem 16. Jahrhundert, das vor allem für die Teufelsfratze berühmt ist, die vom Gewölbebogen auf die Gläubigen heruntergrinst. Ob diese für Gotteshäuser unübliche Dekoration mit dem Namen des Dorfes zu tun hat, der in der Sprache der Chibcha-Indios „Sklave Gottes und des Teufels" heißt, oder ob sie von den Jesuiten in Auftrag gegeben wurde, um ihre Schäflein in Angst vor der Hölle zu halten, wissen auch die Einheimischen nicht.

Aschenbecher, Eulen, Kopien präkolumbianischer Reliefs und Frauengestalten in der typischen Tracht des Hochlandes werden in Serie hergestellt. Die Kinder nehmen aber auch jede Art von Auftragsarbeiten entgegen. Am Anfang fällt es den meisten Schnitzern gar nicht leicht, die spröden Kohlestücke zu bearbeiten. Zum Glück ist es kein wertvolles Material, das unter den Schnitzwerkzeugen zerbricht. Abfälle können immer noch verheizt werden. Die fertigen Stücke werden gewaschen und dann mit schwarzer Schuhcreme poliert, damit sie nicht abfärben.

Viele der jungen Künstler haben inzwischen große Routine und viel Phantasie entwickelt. Luis Alexander Gil, gerade 13 Jahre alt, hat sich auf Christusfiguren spezialisiert. Er hatte ab seinem 12. Lebensjahr in den Minen von Tópaga geschuftet, bevor ihn ein Freund auf die Genossenschaft aufmerksam machte. „Am Anfang fand ich die Arbeit interessant, aber bald merkte ich, wie anstrengend und gefährlich sie ist.“ Aus Angst vor bleibenden Gesundheitsschäden zog er sich zurück, obwohl die Plackerei manchmal besser bezahlt wird als das Kunsthandwerk. Er will Matura machen und strebt dann eine Karriere in der Armee an, wie sein Onkel und ein Cousin. Die Guerilla macht ihm keine Angst: „Lieber den Heldentod sterben als anonym im Bergwerk an einem Nierenleiden verrecken.“

Über Unfälle und Gesundheitsschäden der jugendlichen Bergarbeiter gibt es, da die Aktivität illegal ist, keine Statistiken. Laut der Studie von Tatiana Roa führen der Kohlenstaub, die niedrigen Sauerstoffwerte in den Gruben und die hohen Temperaturen zu bleibenden organischen Schäden. Das Schleppen schwerer Lasten verbildet Knochen und Wirbelsäule, das Auftreten von Gasen und der Einsturz der Tunnels sind die häufigsten Unfallursachen.

Omar Cruz war vor zwei Jahren dabei, als sein Cousin Manuel Cárdenas samt 15jährigem Sohn und der 11jährigen Tochter, die das Essen gebracht hatte, erstickt aus einer Mine in Tópaga geborgen wurden. Sie hatten das Flackern der Carbidlampen unter den giftigen Kohlenmonoxidgasen nicht ernst genommen. Omar Cruz selbst, inzwischen 40 Jahre alt, wurde mit 7 Jahren in den Bergbau eingeführt. Seinen eigenen Kindern will er aber die Schwerarbeit ersparen, denn er spürt die Folgen in der Wirbelsäule und den Nieren.

Nicht alle Väter sind so verständnisvoll. Die meisten sind Alkoholiker, haben selbst keine Bildung genossen und halten Schule und Kinderspiel für Luxus. Da die Gemeinden in der Regel keinerlei Freizeiteinrichtungen bieten, verbringen die Minenkinder die Abende vor dem Fernseher oder pumpen sich mit billigen Drogen voll.

Ecocarbon hat mit Unterstützung von Unicef in Tópaga ein smartes Gebäude hingestellt, wo die Genossenschaften ihr festes Lokal bekommen sollen, wo Freizeiteinrichtungen zur Verfügung stehen und Unterrichtsräume für alle möglichen Fortbildungsveranstaltungen eingerichtet werden. Dependenzen in acht nahe gelegenen Gemeinden, wo Kinder in den Bergwerken gesichtet wurden, sind geplant. Der in Bogotá entworfene Plan, innerhalb von zwei Jahren alle Kinder aus den Gruben zu holen, ist jedoch Utopie, wie Carmen Rosa Gómez, die verantwortliche Promotorin des Projekts in Boyacá, zugibt. Denn Arbeitsalternativen in den betroffenen Dörfern sind rar.

Außer Kohle und ein bißchen Ackerbau gibt es in den meisten Gemeinden bestenfalls Ziegelbrennereien. Die finden sich an den steilen Hängen ein paar hundert Meter unterhalb der üppigsten Kohlenadern, überall dort, wo die Bauern ihr Haus auf Lehm gebaut haben. Mit der Zeit wurde das Niveau dieser Grundstücke um mehr als einen Meter abgesenkt, und auch die Hütten ragen wie auf künstlichen Sockeln aus dem Boden heraus. Überall dort, wo Kohlengruben gewesen sind, ist jahrelang an Landwirtschaft nicht mehr zu denken, denn das aus den Stollen gepumpte Grundwasser übersäuert die Erde.

Ecocarbon hat in seiner kurzen Existenz bereits eine erstaunliche Dynamik an den Tag gelegt. Das Sozialprogramm für die jugendlichen Arbeiter wird durch eine umfassende Legalisierungsaktion unterstützt. Von den rund 2.200 Kohlenbergwerken in Kolumbien arbeiten bisher nicht viel mehr als 600 mit einer Schürflizenz des Ministeriums. Im Rahmen einer bis Jahresende 1994 gültigen Amnestie wurden alle illegalen Bergwerksbetreiber aufgefordert, ihre Grube anzumelden. Widrigenfalls droht die zwangsweise Schließung. Wer legal arbeitet, kann Kredite bekommen und staatliche Expertise und technische Beratung bei der Suche nach neuen Kohlenadern in Anspruch nehmen. Gleichzeitig fördert der Staat die Assoziierung der isoliert und unrationell arbeitenden Bergwerke. „Wenn sich drei oder vier benachbarte Grubenbesitzer zusammenschließen, können sie gemeinsam in Infrastruktur investieren und größere Gewinne machen“, versichert Luis Ariel Albarracin, der Regionaldirektor von Ecocarbon in Boyacá. Außerdem können sie sich dann von den Zwischenhändlern, die die Preise diktieren, unabhängig machen und direkt an die Kraftwerke verkaufen.

Bis Ende Dezember hatten sich 1.417 illegale Grubenbetreiber eingeschrieben. Die Bergwerke, die oft aus nicht mehr als einem 100 Meter langen Stollen bestehen, müssen jetzt allerdings erst von Inspektoren auf Rentabilität und minimale Sicherheitsbedingungen untersucht werden. Theoretisch bedeutet die Legalisierung auch ein Aus für die Kinderarbeit unter Tage. Der Einsatz menschlicher Maultiere von 10 Jahren, die die Kohle auf dem Rücken durch die engen Tunnel schleppen, würde dann nicht mehr toleriert werden.

Ob die Praxis mit den Plänen mithalten kann, wird wohl von den Alternativen abhängen, die den jugendlichen Arbeitern offeriert werden. Efrain Orozco schwärmt von den Erfolgen der Schneiderkooperativen, die Arbeitskleidung und Handschuhe für die Minenarbeiter herstellen. Die Kinder können aber nicht allesamt in Schnitzer und Schneider verwandelt werden. Wohin also mit der jugendlichen Arbeitskraft?

Der 18jährige Milton, der vor einer Grube bei Tópaga die Kohle auf einen Lastwagen schaufelt, ist ein paar Monate in der Schnitzereigenossenschaft gewesen. „Das war o.k.“, meint er, aber dann sei er wieder zum Bergbau zurückgekommen, „denn hier ist die Bezahlung besser“.