Gefesseltes Marilynfett

■ Junge Hunde: Nao Bustamente zelebrierte Anti-Erotik

„Happy birthday, Mister President“, verhauchte Marilyn Monroe ihre Leidenschaft in die geile Öffentlichkeit. Sie hatte das damals nicht als Performance begriffen. Leider. Auf Kampnagel holte Nao Bustamente dies am Mittwoch abend nach. Auf der Bühne im Foyer 2 zog sich die viel zu dralle Mexikanerin auf einer Bühnenküche aus und umwickelte von der Taille abwärts ihre Cellulitisschichten mit durchsichtigem Tesa-band. Mit einer vollen Dose Haarspray brachte sie ihre blondlockige Perücke in Form und malte sich einen Clownsmund. Das war weder sexy noch geil. Der Junge Hunde-Beitrag aus Amerika ist nur die nackte Wahrheit. In der Küche kochen Naos Träume über.

Dann lehnt und baumelt sie zum Kaiserwalzer in verschiedensten Posen als fehlerhafte Ikone auf einer Leiter wie eine Artistin am Trapez. Es stimmt nachdenklich, eine Frau mit abgebundenen Speckschichten in den Posen einer Diva zu betrachten, die eine gesellschaftliche Lustvorstellung bediente. Lust oder Unlust unterliegt keinen ästhetischen Kriterien und findet in jedem Körper eigene Bewegungsabläufe. Die Monroeinsignien, blond, Kurven, Stöckelschuhe werden zu Fesseln für eine Gesellschaft, die nicht weiß, daß Lust kein Gebrauchsgegenstand ist. Vielleicht hatte Nao Bustamente dann keine Lust mehr, uns was zu zeigen.

Erstaunlich rasch brachte sie ihr Programm zu Ende. In hausfräulichem Schwung wurde ein Bügelbrett aufgebaut und zwölf Brauseflaschen lieferten mit unterschiedlicher Füllmenge eine Flaschenorgel. In entrückter Ekstase blies sie den Abgesang auf den Hälsen: „Happy Birthday Mr. President“. Das klang noch verröchelter als Marilyn es damals sang, großartig.

„America, the beautiful“ heißt das Programm. Bei der haben die Lustvorstellungen ganz schön Speck angesetzt. Das mußte mal gezeigt werden. Elsa Freese