■ Urdrüs wahre Kolumne: Schmutzwäsche statt Galama
In all dem Gewusel um das juristische Procedere bei Vergewaltigung in der Ehe ist ganz zu kurz gekommen, daß diese Regelung auch Männern zugute kommt, die von ihren Partnerinnen zu Beischlaf oder anderen sexuellen Handlungen genötigt werden.
Und warten wir darauf, daß Bärbel Schäferin auf RTL das Thema aufgreift unter dem Motto „Säcke, die gekniffen wurden“. Mit dem Stargast aus dem Bremer Gartenbauamt.
Die Lektüre der ersten Zeitungsseiten schenkte ich mir schon seit längerem: Daß die Steuern erhöht werden, merke ich auf dem Lohnzettel früh genug, wenn es denn soweit ist, und falls dem Waigel Theo die Augenbrauen ausfallen, lese ich das ohnehin in meiner Lieblingsrubrik „Kurioses aus aller Welt“. Dort war jetzt auch zu erfahren, daß nirgendwo in Europa die Menschen so groß und so alt werden wie in den Niederlanden, obwohl oder weil dort von den Jugendlichen die meisten Hamburger und Pommes vertilgt würden, fast jeder zweiter Großstädter Hanf gelegentlich Hanf dampfe und drei von vier jungen Leuten in schmutziger(!) Unterwäsche schliefen. Was lehrt uns das Friedrich Rebers? In Ihrem Alter wird man da doch mitreden können!
Onkel Otto vom Lotto will den Absatz seiner Rubbellose steigern und läßt uns heute, einen Tag nach Vatertag, die Empfehlung einer schwachmatischen Comicfigur namens Gewinnosaurus Rex zukommen:„Rubbeln wirkt sofort!“ Da ist für Sensivitätstraining hiesiger Männergruppen noch eine Menge zu tun!
Ständig wächst die Liste jener, denen ich gewisse Dinge zufügen oder zumindest von Herzen wünschen möchte, die an dieser Stelle aufzuzählen schon der Respekt vor Leserinnen verbietet , die auf Propagierung blutiger Gewaltphantasien mit Gürtelrose oder Lippenbläschen reagieren. Obenan steht in dieser Woche der FAZ-Leserbriefschreiber Hansjoachim Prahl, seines Zeichens ausgedienter Fregattenkapitän aus Hamburg, der über eine zeitgeschichtliche Ausstellung mosert: „Die Verfehlungen von 0,01 Promille der deutschen Soldaten werden als das Verhalten der ganzen Wehrmacht dargestellt. Erst durch ihre Veröffentlichung ist den verleumdeten ehemaligen Soldaten bekannt geworden, wer diese Verleumdungen finanziert: Jan Philipp Reemtsma.“ Ob die Staatsanwaltschaft gefälligst mal die heiße Spur dieses promillearmen Unschuldslamms zur See verfolgt, statt die Täter immer noch unter den Haushaltspolitikern der Bremischen Bürgerschaft zu suchen?
Mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse wurde jetzt Inge Küster vom Marienkäferchen-Möbelhaus aus Osterholz-Scharmbeck durch Karl-Heinz Funke, den niedersächsischen Minister für Freibier, Gülle-Distribution und Käfighaltung ausgezeichnet. Und hat Mutter Küster nicht nur allzeit treu und brav für Kinderdörfer gespendet, das DRK mit Krankenwagen beglückt und durch einsatzfreudige Spielbanken-Besuche den Nutzen des Gemeinwohls gemehrt, sondern auch stets das Wohl des norddeutschen Damen-Handballs befördert. Wundernse sich also nich, beim nächsten Bummel durchs Möbelparadies auf der Aktionsbühne das Gesangsduo Dittbrenner & Eckhoff mit dem Evergreen „Mach mal Ferien bei Meyerhoff“ in der Mini-Playback-Show zu erleben. Einen Tag lang laß dich mal verwöhnen!
Gelegentlich treffe ich in meiner neuen Heimatstadt Rinteln Bremerinnen, die als Lehrer, Erzieher oder begleitende Elternteile eines der hiesigen Schullandheime besuchen und dann verwundert fragen, was ich denn hier so mache und nach smalltalk-mäßigen Hin und Her irgendwann fast routinemäßig mit den immer gleichen Worten unken:“Tjatja, in Bremen gehen sowieso bald die Lichter aus !“
Am Mittwoch aber bei der Eröffnung des hiesigen Freibads endlich mal eine Stimme des Optimismus, vorgetragen ausgerechnet von einem hanseatischen Turnlehrer, der schon von Haus aus keinen anderen Freund hat als den Fußpilz und den Musikantenknochen:“
In Bremen läuft alles raus auf das Ende des Schulsports! „Das allerdings wäre ein Standortvorteil, mit dem sich ethisch hochstehende und menschlich wertvolle Persönlichkeiten für einen Umzug nach Bremen gewinnen ließen.
Arbeitet daran und sagt mir, wenn es soweit ist. Immer noch den 68er-Kampfspruch :„Vögeln statt Turnen“ auf welken Lippen, wünscht ein schönes und prachtvolles Wochenende .
Ulrich Reineking-Butenbremer
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