Panik-Udo im Bananenröckchen

■ Neu im Kino: Schlingensiefs UNO-Farce „United Trash“

Beim Zimbabwe-Dreh zu Christoph Schlingensiefs neuester Albernheit „United Trash“ gab es nichts als Ärger. Die ursprünglich vorgesehene Hauptdarstellerin Barbara Valentin konnte nicht auf Schlingensief, das Team wurde wegen Pornografieverdacht zweimal festgenommen, und das Filmmaterial wurde teilweise vernichtet, was, wie der Filmemacher sagt, „dem Film jedoch sehr zugute kam.“

In Schlingensiefs Film-Zimbabwe geht es ebenfalls drunter und drüber. 2000 Jahre Vatikan waren ganz schön hart, findet der exkommunizierte Wiener Bischoff Pierre, dem es gerade recht kommt, daß die jungfräuliche Weiße Martha, Gattin des schwulen UNO-Generals Brenner, den schwarzen Bub Peter Panne zur Welt bringt. Er wird kurzerhand zum neuen Messias erklärt, muß aber erstmal mehrere Jahre ins Krankenhaus, weil ihm seine Mutter eine Murmel mit Gewalt durch den Kopf aus der Nase ziehen mußte. Als er mit riesiger vaginaler Kopfnarbe, aus der spermatös Vanillesoße fließt, entlassen wird, hat der örtliche Diktator verwegene Pläne mit dem Kleinen: er braucht noch menschlichen Brennstoff für seine Rakete, ein Geschenk des Führers, mit der er am Heiligabend das Weiße Haus bombardieren will. Dort filmen der Präsident und seine Assistentin Hillary derweil Jeff Koons und Cicciollina beim Liebesakt...

Eines der häufigsten Mißverständnisse über Christoph Schlingensief ist die Annahme, er wolle bloß provozieren. So blöd wird der Mühlheimer nicht sein, zu denken, man könne noch irgend jemandem mit kübelweise Blut, Sperma, Kot und Eingeweiden die Schames- oder gar Zornesröte ins Gesicht treiben. Der Regisseur beschreibt sich selbst als „Ulrich Wickert der Mülltonne“, und als solcher fungiert er als Nachrichtenpräsentator und Kommentator, dessen Kommentarstil durch seine Liebe zum Trash und Camp bestimmt wird. Er macht seine Filme so, weil er sie so mag, und nicht, weil die anderen sie so nicht mögen.

Schade nur, daß das Spektakel namens „United Trash“ oft das humoristische Timing missen läßt, das „Terror 2000“ beispielsweise hatte. Die ständigen Off-Kommentare geraten nur dann ansatzweise komisch, wenn sie das erläutern, was sowieso gerade zu sehen ist: „Ja, das haben Sie nicht erwartet! Da sind sie wieder: Die drei Verrückten aus der Küche!“ Wenn alle wild durcheinanderrennen, sich anschreien und der Soundtrack mit swingenden Big-Band-Sounds ironisiert, laufen Schlingensief und sein Ensemble wie gewohnt zu Höchstform auf. Die Spielfreude dieses Ensembles hilft über die Unwitzigkeit des Gespielten oft hinweg. Die Nase vorn hat dabei natürlich Schlingensief-Intimus Udo Kier als General Brenner. Ganz der Panik-Udo, tanzt er schonmal im Bananenröckchen und singt für das afrikanische Volk „Ein Jäger aus Kurpfalz“. Die Frau an seiner Seite ist Kitten Natividad; Ex-Russ-Meyer-Star und als solcher unübersehbar. Ebenso wie Johnny Pfeiffer, der Brenners Lustknaben Lund gibt. Er gilt als ältester Bodybuilder Deutschlands und seit „United Trash“ sicherlich auch als schlecht frisiertester.

Andreas Neuenkirchen