Eine Legende stirbt

■ Die Konzertagentur Praeger und Meier gibt auf, drei Kauf-Bewerber stehen bereit / Entscheidung in Kürze

Heftig hat sich das Musikleben in den letzten Jahren verändert. Sponsoren und Marketingstrategien sind ebenso wichtig geworden wie das Organisieren der Konzerte selbst. Und da muß auch eine Agentur dran glauben, die seit über hundert Jahren (offizielle Gründung 1895) das bremische Musikleben maßgeblich mitgestaltet hat: die private Agentur Praeger und Meier steht zum Verkauf. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob das Büro in der Böttcherstraße nicht auch ein wenig selbst schuld ist an den roten Zahlen, die nun den Besitzer, die Familie Lutz, zum Verkauf veranlassen: Die Abonnementenzahlen sind seit eineinhalb Jahren dramatisch rückläufig, die explodierenden Künstlerkosten nicht mehr zu zahlen. Neben den Meisterkonzerten führte Praeger und Meier die Konzerte der Philharmonischen Gesellschaft durch. In beiden Reihen hat sich das Publikum nicht mehr erneuert, Abonnements wurden zunehmend nur noch vererbt, und in den Kammermusickonzerten im kleinen Saal der Glocke war es leicht möglich, die dort anwesenden Jugendlichen als mitgenommene Enkel zu identifizieren.

Doch in dieser Stadt, die finanziell am Ende ist, brodelt es in der musikalischen Veranstaltungsszene. Nicht nur durch das seit 1989 bestehende Musikfest, durch die Ansiedelung der Deutschen Kammerphilharmonie, durch das Engagement von Günter Neuhold als neuem Generalmusikdirektor des Theaters oder auch durch den Umbau der Glocke, von der allerdings bis heute niemand weiß, wie Geschäftsführer Andreas Schulz den Betrieb finanzieren will.

Einer der drei Kaufanwärter der Agentur ist Hermann Pölking-Eiken von der Agentur Pölking-Eiken: „Das muß freundlicher, kompetenter und transparenter“ werden. Er sieht für den kommenden Wettbewerb strikt die konzeptionelle Arbeit vor Augen. Die beiden Mitarbeiter von Praeger und Meier möchte er zum Weitermachen bewegen: Christiane Lutz „kann sich das vorstellen“, und Geschäftsführer Rainer Daues würde die künstlerische Konzeption machen. „Die Kultur darf nicht in eine Justus Frantz-Geschichte abgleiten“. Die Gefahr sieht Daues bei dem kommerziellen Imperium KPS-Schulenberg, das sich auch um den Verkauf beworben hat, aber „zu diesem Zeitpunkt keine Erklärung“ abgibt. Der dritte Kaufanwärter ist die Konzertagentur Schmid in Hannover, die von außerhalb einen anderen Akzent setzen wird. Die Entscheidung fällt Mitte nächster Woche. usl