Trommelgewitter

■ Morgen in der Roots Night im Schlachthof: „Olodum“ aus Bahia

São Salvador de Bahia, meist kurz Bahia genannt, gilt als die afrikanischste Stadt Brasiliens. Hier stellen die Nachkommen der ehemaligen Sklaven die Mehrheit der Bevölkerung. Aus Bahia kommt die Grupo Cultural Olodum. Angefangen haben Olodum als Bloco Afro, so nannten sich die Karnevalsgruppen in Bahia, die das afrikanische Erbe besonders betonten. Sie verknüpften die klassischen Sambarhythmen nicht nur mit westafrikanischen und afro-karibischen Elementen, wie Calypso- und Reggae-Rhythmuslinien, sondern erweiterten auch zunehmend das Instrumentarium, beispielsweise um Saxophone und Trompeten. Besonders der große Anteil von Bass-Trommeln verlieh der Gruppe einen ganz eigenen Klang.

Schnell trommelte sich Olodum an die Spitze der Blocos Afros, denn sie verbanden ihre Auftritte und Umzüge mit politischen Parolen gegen den Rassismus und propagierten „Schwarzes Selbstbewußtsein“. Der Rassismus ist in Brasilien, wo die Sklaverei erst 1888 abgeschafft wurde, noch immer sehr virulent. Bald dehnten sich die Aktivitäten Olodums über die Karnevalsvorbereitungen hinaus aus, entwickelten sich zu einem sozialpolitischen Selbsthilfeprojekt. Anfang der 90er wurde die Truppe weltbekannt, als Paul Simon mit ihnen für sein „Rhythm of the Saints“-Album zusammenarbeitete. Jüngst bildeten Olodum die akustische Kulisse für die neue Single Michael Jacksons „They don't care about us“, eine Zusammenarbeit, die schon auf die zunehmende Kommerzialisierung der Trommlergruppe hinweist. Immerhin fließen die Gelder, die Olodum mit ihrer Musik verdienen, zu einem großen Teil in die sozialen Projekte. Ein Live-Erlebnis sind die Auftritte von Olodum allemal, mit TänzerInnen, SängerInnen und dem typischen Trommelgewitter läßt die Truppe aus Bahia den Geist des afrobrasilianischen Karnevals lebendig werden. Über den leicht schleppenden Rhythmen der großen Baßtrommeln wirbeln aufgeregt die Repiques, scharf gespannte kleine Rahmentrommeln, ihre ungestümen Figuren. Farina

Dienstag, 20.30 Uhr, im Schlachthof, Kesselhalle