Bank treibt Windfirma in Konkurs

■ Trotz Betriebserfolgs und voller Auftragsbücher blockiert Commerzbank das Konto des Kreuzberger Unternehmens „Südwind“. Umweltsenator Peter Strieder(SPD): „Unerträgliches Verhalten“

Das Kreuzberger Unternehmen „Südwind GmbH“, ein renommierter Hersteller von Windkraftanlagen, mußte in der vergangenen Woche überraschend Konkurs anmelden. Der Betrieb mit 35 Beschäftigten kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen, weil die Commerzbank das Konto sperrte. Das Aus für die Firma kam, obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind und Südwind-Geschäftsführer Jochen Twele für 1996 mit einem verdoppelten Umsatz gegenüber 1995 rechnet.

Überall in Deutschland boomt die Windkraft. Der Anteil des durch Windkraft erzeugten Stromes verdoppelte sich 1995. Auch „Südwind“ expandierte kräftig – nicht zuletzt im Export. Erst im März schlossen die Kreuzberger IngenieurInnen in Indien einen Windpark mit zehn Anlagen ans Netz an. Auf der Hannover- Messe hatte man unlängst Kaufverträge für eine neuentwickelte Kraftwerksserie hereingeholt.

Umweltsenator Peter Strieder (SPD), der Berlin zu einem bevorzugten Standort alternativer Energieproduktion machen will, schäumt: „Die Banken sind unerträglich.“ Die Commerzbank verteidigt sich: Südwind habe 1995 mit Verlust abgeschlossen, erklärt Banksprecher Hans-Joachim Lorenz. Sein Institut habe Zahlen für das laufende Jahr angefordert und bis zur abschließenden Prüfung dieser Angaben vorläufig die Kreditlinie gesperrt. Daß die Commerzbank damit das nahezu unausweichliche Todesurteil über den Betrieb verhängte, möchte Institutssprecher Lorenz nicht kommentieren.

Den Verlust des Jahres 1995 schreibt Südwind-Geschäftsführer Jochen Twele dagegen den notwendigen höheren Investitionen zu. Für das Wachstum habe das knappe Eigenkapital des Betriebes nicht mehr ausgereicht, Zahlungsschwierigkeiten waren die Folge. Die Commerzbank wollte aber die Kreditlinie von 1,2 Millionen Mark, umgangsprachlich auch als Dispokredit zu bezeichnen, nicht erhöhen.

Hilfesuchend hatte sich Südwind bereits vor mehreren Monaten vergeblich an Umweltsenator Strieder gewandt. Jetzt ist Südwind vor dem Konkurs wohl nicht mehr zu retten. Geschäftsführer Twele hofft aber, mit Hilfe eines privaten Geldgebers aus der Konkursmasse ein neues Unternehmen gründen zu können, das dann die Nachfolge von Südwind antritt sowie die Aufträge und die Beschäftigten übernimmt.

Mit der mangelnden Bereitschaft der Commerzbank, dem Windanlagenhersteller finanziell unter die Arme zu greifen, geht wohl auch die Rechnung der großen Energiekonzerne auf. Die lassen seit Jahren nichts unversucht, die wachsende Zahl alternativer Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen. Diesem Zweck diente die Klage gegen das Stromeinspeisegesetz, das kleinen Stromerzeugern ermöglicht, ihre Energie zu kostendeckende Preisen in die Netze der Konzerne einzuspeisen. Nun ist die Klage der Konzerne zwar abgewiesen, doch immer wieder behaupten die großen Energieversorger gegenüber den Banken, daß der neue Reichtum der Wind- und Sonnenstromerzeuger juristisch angeblich auf Sand gebaut sei. Das verunsichert die Institute. Folge: Sie vergeben Kredite an Unternehmen wie „Südwind“ nur sehr zögerlich. Hannes Koch