Post privatisiert gelbe Autos

■ Versteigerung ausgemusterter Dienstfahrzeuge / „Postgelb – igitt, wie eklig“

Die Privatisierung der Deutschen Bundespost wird zügig umgesetzt. Gestern vormittag sind auf dem Gelände der Paketauslieferung in der Stresemannstraße fünfzig Postautos sowie zahlreiche Ersatzteile, Computer und andere Elektrogeräte unter den Hammer gekommen. Händler Uwe Kunze, der einen Transporter für 2.000 Mark ersteigert hat, kauft schon länger bei Postversteigerungen ein. „Postgelb – igitt, wie eklig!“, reagierten seine KundInnen häufig. Daß er dennoch wieder mitsteigert, hat rein private Gründe: Uwe Kunze will den Wagen zu einem Campingbus umbauen.

Überhaupt waren die SammlerInnen und TüftlerInnen genauso häufig vertreten wie die Händler. Alexander Brunner aus Basdahl erstand zum Beispiel einen „Inselhopper“, einen elektrobetriebenen Kleintransporter, für 450 Mark, obwohl die Batterie höchstens drei Stunden lang hält. Ein „Spezialfahrzeug für den Privatgebrauch“ möchte er daraus basteln.

Und was um alles in der Welt macht ein Rentner mit einer „Paket-Federwaage, Marke Boehnle, Baujahr 1984“? „Zum allerlei wiegen zu Hause“ meint er. Sven Träger, Mitorganisator der Versteigerung, wies darauf hin, daß der Verkauf fortgesetzt werde, sobald wieder „genügend ausgemusterte Wagen da sind“, spätestens im September. Gespannt war er darauf, inwieweit der Ausverkauf des Fuhrparks die leeren Kassen des Unternehmens wird füllen können. Denn Händler, teils eigens zur Auktion aus Polen angereist, halten die angebotenen Fahrzeuge für „zu alt und zu schlecht“, außerdem seien die Zollgebühren zu hoch. Dennoch kam die Post AG noch zu ihrem Geld: Etwa 100.000 Mark wurden gestern eingenommen, schätzte der Auktionator Kurt Grieme am frühen Nachmittag. Alles sei verkauft worden und das zu guten Preisen. Er räumte ein, daß einige Käufer den Wert der Ware möglicherweise überschätzt haben könnten. sg