: Keine Chance für Kohls Sparpaket im Bundesrat
■ Mehr als zwei Drittel wollen der Kürzung der Arbeitslosenhilfe nicht zustimmen
Berlin (taz) – Helmut Kohl (CDU) droht beim Sozialabbau eine ernste Schlappe: Der Bundesrat droht, einem Teil des Bonner Sparpakets mit einer Zweidrittelmehrheit eine Absage zu erteilen. Der Kanzler brauchte dann auch im Bundestag eine Zweidrittelmehrheit – diese bekommt er jedoch aller Voraussicht nach nicht.
Die Länderkammer soll am Freitag der Kürzung der Arbeitslosenhilfe um jährlich drei Prozent zustimmen. Doch nicht nur die acht SPD-Landesregierungen, sondern auch die Großen Koalitionen von Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen wollen ihre Zustimmung verweigern, weil ihnen die Reform zusätzliche Sozialausgaben von jeweils zweistelligen Millionenbeträgen bescheren würde. Im Bundesrat zählen auch Enthaltungen als Gegenstimme. Die Bundesregierung sei „sehr nervös“, hieß es gestern in der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) in Berlin. In der Sache sei eine Ablehnung für den Kanzler zwar nicht so gravierend, das Signal aber verheerend, sagte Staatssekretär Gerd Wartenberg (SPD). Dem Vernehmen nach versucht die Bundesregierung nun Stimmen eines von einer Großen Koalition regierten Landes zu „kaufen“. So soll Bonn den Berlinern angeboten haben, mehr Kosten für Bürgerkriegsflüchtlinge zu übernehmen. Das Bundespresseamt dementierte den Versuch des Stimmenkaufs. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen