Elektronischer Innovationswille

■ Cheap, Clear, Incoming: Elektro-Dub-Labels stellen sich vor

Am Anfang war der Sampler. Mit Serenity Dub 1.1 a.m. startete der Neuseeländer Mark Grimward seine „melding brilliant interpretations of serene neodub from around our planet“ (Untertitel). Inzwischen ist der in Nürnberg ansässige Labelmacher bei der vierten Compilation angelangt und hat so unterschiedlichen Elektro- und Dub-Formationen wie Mouse On Mars, Seefeel, Sandoz, Scanner, Immersion, Dub Me Ruff oder Keith Le Blanc vereint.

Grimward, der von Bill Laswells Arbeit Anfang der 80er mit Electro-Dub konfrontiert wurde und Adrian Sherwoods On U-Sound-Label als Leitfaden seines Handelns versteht, bezeichnet die Sampler als einzigen Ego-Trip. „Bei der A&R für mein Label incoming“, so der rege Neuseeländer, „gelten die gleichen Kriterien wie bei meiner ganz persönlichen Musikauswahl.“ Doch diese scheint sich mit den Hörgewohnheiten hiesiger Electro-Dub-Aficionados zu überschneiden. Heuer ist Nürnberg neben London und natürlich Jamaika zu einer respektablen Adresse in jener Sparte avanciert. Ferner ist incoming auch durch eine charakteristische Coverästhetik soweit, daß auch riskantere Alben veröffentlicht werden können.

Mit Digidub, Unitone Hifi und Non Place Urban Field werden gleich drei dieser Formationen am Freitag live das Labelspektrum vorstellen. Hinter Non Place Urban Field verbirgt sich der Kölner Tüftler Bernd Friedmann mit warmen elektronischen Klängen. Unitone Hifi aus New York hingegen sind stärker dem basslastigen Sound jamaikanischer Soundsystems verpflichtet. Gänzlich in subsonische Bässe taucht das Londoner Soundsystem Digidub seine hyperventilierenden Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Einen Schritt zurück gehen die gegenwärtig schwer angesagten Produkte des Clear-Labels aus London. Künstler wie Dr. Rockit, Private Lightning 6 und Gregory Fleckner Quintett, die live im Camelot auftreten, mischten die Electro-Szene kräftig auf. Letztere ziehen auf ihrem Debut eine berauschende Quersumme aus Old-School-Electro und elektronischem Jazz. Trotz der Überstrapazierung des Begriffs „Jazz“ lassen sich in der Struktur ihrer Stücke eindeutige Anleihen an jazzige Bauformen aufzeigen.

Als Ergänzung legen im Tempelhof noch die DJs des österreichischen Cheap-Labels auf. Der bekannteste darunter, Patrick Pulsinger, inszeniert sich auf seiner aktuellen CD Porno als Held einer pornographischen Bildergeschichte. Diese Inszenierung liegt aber quer zu seinem spröden Intelligent-Techno. Volker Marquardt

Clear und Cheap: Do, 23. Mai, 23 Uhr Tempelhof/Camelot

Incoming: Fr, 24. Mai, 23 Uhr, Powerhouse