Hoffnung aufs Bier

■ Jetzt will auch das Bremer Theater sein Café. Die Stadt zahlt kräftig dazu, die Brauerei Beck soll es ihr gleichtun

Theater macht durstig. Das weiß man in anderen Städten schon lange. Auch Bremen möchte da nun nicht mehr nachstehen: Im Frühjahr nächsten Jahres soll es im Hause am Goetheplatz auch aus den Zapfhähnen fließen, ein Theater-Café ist in Planung. Wo zur Zeit noch Karten verkauft werden, soll man dann sitzen können. Neue Sitzmöglichkeiten, ein neues Café im Viertel; man mag sich wundern in Zeiten heftiger Diskussionen um ein Internet-Café und Konzessionsstopp im „kneipenreichsten Stadtteil“. So befand erst jüngst Robert Bücking, Leiter des Ortsamts Mitte/ Östliche Vorstadt.

Das Theater jedoch wird seine Konzession bekommen, denn das neue Café fällt unter die Ausnahmefälle des Bebauungsplanes. Seit 1983 ist einvernehmlich festgelegt, daß Einrichtungen auf einer Gemeinbedarfsfläche (hier: Kultur) jederzeit eine Gastronomie eröffnen können. „Die haben's leider leichter“, kommentiert Bücking vor dem Hintergrund der aktuellen Streitereien. „Jeder Zapfhahn ist dem untergeordnet.“

Man möchte attraktiver werden am Goetheplatz und ließ sich einbetten in ein 4-Millionen-Projekt. Zunächst soll nämlich (endlich) die Baulücke zwischen dem Theaterhaus und dem linker Hand befindlichen Friseurgeschäft geschlossen werden. In den neuen viergeschossigen Gebäudekomplex werden die beiden unteren Stockwerke der ausgelagerten Theaterkasse und der Intendanz zur Verfügung stehen. Darüber entstehen sechs Eigentumswohnungen. „Das neue Haus nimmt die Hälfte der vier Millionen Projektvolumen ein“, rechnet Bau-Betreuer Klaus Hübotter (Dr. Hübotter Wohnungsbau GmbH) vor. Die Stadt gibt an das Theater das Grundstück im Wert von 300.000 Mark, die landeseigene Stiftung Wohnliche Stadt schießt 500.000 Mark für die beiden Theater-Etagen zu. Hübotter selbst ist Bauherr für die sechs Wohnungen (rund 1,2 Mio.). Mitte Juni soll Baubeginn sein.

Wenig später will dann das Theater sein Café-„Schattenprojekt“ starten. Wenn die Kasse und die Intendanz ausgelagert sind, könne die Kantine aus dem Theaterkeller ins Erdgeschoß und nach vorne geholt und ausgebaut werden. Verwaltungsdirektor Rolf Rempe, der das Haus bald verlassen wird, hat das Café-Projekt seit einigen Jahren vehement vorangetrieben. Gestern war er selbst verhindert, sein Vertreter Jens Walter verspricht sich eine größere Attraktivität für das Haus, vielleicht Klavierabende im neuen Areal.

Viel Unterstützung wurde da dem Haus für Hochkultur zuteil, denn weitere 1,8 Millionen für diesen Umbau wollten finanziert werden, „und das Theater hat ja auch kein Geld“, so Bau-Betreuer Hübotter. Also griff wiederum die Stiftung Wohnliche Stadt in ihren Fundus und spendierte weitere 600.000 Mark. Die Bremer Landesbank ist mit 300.000 Mark dabei. Der Pächter (der noch nicht gefunden ist) mit ebensovielen. Die verbleibenden 600.000 sind den Bremer Spezialisten in Sachen Zapfhähne, Beck und Co., zugedacht.

Das jedoch konnte man dort gestern „so nicht bestätigen“. Beck-Sprecher Peter Führing wunderte sich jedoch nur ein bißchen und meinte, „wir tauchen als potentieller oder Wunsch-Geldgeber hier in Bremen schon mal einfach so auf.“ Ob sich Beck jedoch am Café beteilige, sei noch überhaupt nicht klar, die KollegInnen im Vertrieb waren gestern doch etwas überrascht. Man habe von Seiten des Theaters um einige Ideen gebeten. Die wurden geliefert, von einem Konzept könne aber nicht die Rede sein. „Wir haben keinen Kontakt im Moment“, so Führing, „manche Dinge verselbständigen sich anscheinend.“

Noch gibt es also nichts Schriftliches zum Café, weder einen Finanzierungs-Vertrag noch einen Entwurf. „Vielleicht den davorliegenden Platz etwas attraktiver machen? Sich nach außen öffnen, präsentieren?“ So lauten vorsichtige Perspektiven aus dem Architekturbüro Schomers und Schürmann. Das Büro hat seine Handschrift in letzter Zeit vor allem am Gästehaus Teerhof und an den Glasfronten des Café Sand hinterlassen. Das Haus in der Baulücke jedenfalls (ebenfalls Schomers/Schürmann) soll mit einem dreigeschossigen Erker in den Straßenraum ragen . sip