Kein Anlaß zur ökologischen Entwarnung

■ betr.: „Soviel Hitze wie 1995 war noch nie“, „Öko-Optimismus“, tazvom 20. 5. 96

Es ist nett, daß beide Artikel am gleichen Tag erschienen sind, denn während die beiden Öko-Optimisten kosmetische Mikroverbesserungen preisen, zeigt der World- Watch-Bericht die entscheidenden Daten. Es besteht überhaupt kein Anlaß zur ökologischen Entwarnung, sondern der Tag, an dem wir alle merken werden, daß man Geld nicht essen kann, rückt mit sich ständig steigerndem Tempo näher.

Berechtigt ist allerdings die Kritik von Maxeiner und Miersch an der wehleidigen, resignierten Weltuntergangsstimmung, die immer mehr um sich greift, je dringender mutiges, tatkräftiges und konsequentes Handeln gebraucht wird. Viel zuviele Menschen leben in der unausgesprochen verzweifelten Überzeugung, daß die Titanic zwar sinkt, man aber doch nichts machen kann, also tapfer lächelnd weitertanzen.

Rudolf Bahro hat in dieser Zeitung vor einiger Zeit die Grünen bös, aber leider treffend mit Leuten verglichen, die auf der Titanic mit der Zahnbürste das Deck putzen. Gebraucht werden jetzt Menschen, die Rettungsflöße bauen und sich rechtzeitig von dem Riesendampfer der Wachstumsgesellschaft lösen, um nicht in den Untergangsstrudel hineingerissen zu werden. Sie werden dann (bald!) möglichst vielen „Traumtänzern“ helfen können zu überleben und das rettende Ufer einer Lebensweise zu erreichen, bei der die in der Natur und im gesamten Kosmos geltenden Gesetzmäßigkeiten berücksichtigt werden. [...] Dagmar Neubronner, Bremen