Angebote für Bosnienflüchtlinge im Internet

■ Eine „qualifizierte Entscheidung“ über eine „freiwillige Rückkehr“ wird möglich

Genf (taz) – Steht mein Haus noch? Sind die Minen in unserem Heimatdorf geräumt, die Wasserleitungen repariert? Gibt es wieder medizinische Versorgung oder eine Schule für die Kinder?

Die quälende Ungewißheit über die konkreten Bedingungen an ihren früheren oder an möglichen künftigen Heimatorten hält viele der knapp zwei Millionen Bosnienflüchtlinge im Ausland bislang davon ab, eine Rückkehr oder auch nur einen zeitlich befristeten Erkundungsbesuch zu erwägen. Um den Flüchtlingen eine „qualifizierte Meinungsbildung“ über eine „freiwillige Rückkehr“ zu ermöglichen, verschicken das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf und dessen nationale Vertretungen in den Flüchtlingsaufnahmeländern schon seit Februar via Post und Fax detaillierte, regelmäßig aktualisierte Informationen über die Lage in Bosnien. Seit dem Wochenende sind diese Informationen auch auf dem World Wide Web des Internet zu finden unter http://ww.Unicc .oRg/unhcr.

Damit sollen in der Flüchtlingsarbeit engagierte Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen erreicht werden, die diese Informationen dann an Flüchtlinge weitergeben können. Das Bonner UNHCR- Büro setzt auf den „Schneeballeffekt“ und hofft, daß die Empfänger der Berichte diese schnell innerhalb der eigenen Organisationen und Strukturen verbreiten. Basis der Berichte sind die Informationen der UNHCR-MitarbeiterInnen in Bosnien. Seit Februar hat die Genfer Zentrale acht zusätzliche VertreterInnen nach Bosnien geschickt, die ausschließlich mit der Lagebeobachtung und Informationssammlung befaßt sind. Entsprechend detailliert sind die Informationen. Wer zum Beispiel in dem gedruckten Bericht oder im Internet die Seite „Brčko“ aufschlägt, erfährt, daß Strom nur zwischen 6 und 12 sowie zwischen 16 und 20 Uhr verfügbar ist; daß die Wasserleitungen noch immer nicht vollständig repariert sind und Wasser deshalb aus Brunnen geschöpft werden muß; daß das nächste gut ausgestattete Krankenhaus sich erst im 70 Kilometer entfernten Tuzla befindet, die Eisenbahnverbindung dorthin aber unterbrochen ist. Von einem Besuch Brčkos wird abgeraten („ernste Gefahr“), weil die vier Kilometer lange entmilitarisierte Zone zwischen der muslimisch-kroatischen Föderation und der serbischen Teilrepublik noch immer stark vermint ist. 26 Städte sind bereits erfaßt; bis Juli sollen Informationen aus mindestens 50 Städten vorliegen. In Sarajevo werden die Berichte verfaßt, einmal pro Monat aktualisiert und auch vom Englischen ins Serbokroatische übersetzt. Ergänzt werden die Berichte über die konkrete Lage durch praktische und juristische Tips.

Das Bonner UNHCR-Büro hat zudem eine aktualisierte Fassung des „Leitfadens“ über die Möglichkeiten zur „freiwilligen Rückkehr“ herausgebracht. Der „Leitfaden“ enthält auch die jüngsten Bosnien-Beschlüsse der Innenministerkonferenz vom 3. Mai sowie die sehr unterschiedlichen Umsetzungsregelungen dieser Beschlüsse in den 16 Bundesländern. Andreas Zumach

Der „Leitfaden“ ist erhältlich beim: UNHCR, Rheinallee 6, 53173 Bonn, Telefon: 0228/957090