: Gorleben-BI verfolgt Provokateure
Die BI Lüchow-Dannenberg will Strafanzeigen gegen Polizisten stellen, die bei dem Castor-Transport nach Gorleben eine „medienwirksame Schlacht“ inszeniert hätten ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Zahlreiche Strafanzeigen gegen Polizeibeamte, die beim zweiten Castor-Transport eingesetzt wurden, hat gestern die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg angekündigt. Nach Auffassung der BI hat die Polizei bei diesem zweiten Gorleben-Transport versucht, mit allen Mitteln eine „medienwirksame Schlacht“ zu inszenieren. Neben 9.000 Polizisten seien auch Zivilbeamte und Provokateure eingesetzt worden, „um eine Klima der Gegengewalt auf Demonstrantenseite zu erzeugen“, sagte BI- Sprecher Mathias Edler gestern bei einer vorläufigen Auswertung des Polizeieinsatzes im Wendland.
Gedächtnisprotokollen und eidesstattlichen Erklärungen zufolge seien am 7. Mai, am Tag vor dem Transport, Polizisten mehrfach dabei beobachtet worden, wie sie fernab der Castor-Transportstrecke Steine einsammelten und in Kofferräumen von Polizeifahrzeugen verstauten.
Am selben Tag seien drei als „Chaoten“ verkleidete Zivilbeamte beobachtet worden, wie sie bei Karwitz auf der Castor-Bahnstrecke eine Barrikade errichteten und anzuzünden versuchten. Als sie dabei von uniformierten Kollegen erwischt wurden, zeigten sie nach Angaben mehrerer Zeugen Ausweise mit der Aufschrift „Polizeischule Eutin“.
Den uniformierten Polizisten, die direkt den Transport begleiteten, warf BI-Sprecher Edler gestern einen völlig unverhältnismäßigen Einsatz vor, bei dem sich vor allem eine Berliner Hundertschaft zahlreicher Körperverletzungen bis hin zur Schädelfraktur schuldig gemacht habe. Trotz dieser Provokationen der Polizei hätte jedoch die Mehrzahl der Demonstranten einen kühlen Kopf bewahrt. Das von den Medien vermittelte bürgerkriegsähnliche Bild entspreche in keiner Weise dem tatsächlichen Geschehen. Trotz der tendenziösen Berichterstattung gewinne die Bürgerinitiative zur Zeit täglich etwa zehn neue Mitglieder und erhalte zahllose ermunternde Anrufe und Briefe aus dem ganzen Bundesgebiet.
Auch der Hamburger Rechtsanwalt Wolf Römmig kündigte gestern für die bäuerliche Notgemeinschaft Strafanzeige wegen Köperverletzung, Sachbeschädigung, Freiheitsberaubung und Nötigung gegen eine Reihe von Polizisten an. Dem Rechtsanwalt liegen Filmaufnahmen, Fotos und Zeugenaussagen vor, die eindeutig belegen, daß die Polizei weit außerhalb der Zone des Demonstrationsverbotes Bauern festgenommen, mißhandelt und deren Trecker demoliert hat. Auch wegen der stundenlangen Einkesselung von gut 200 Demonstranten bei Karwitz will der Anwalt Anzeige wegen Freiheitsberaubung stellen.
Gegen einen dritten Castor- Transport will die Bürgerinitiative bald eine Kampagne „Nix hoch drei“ starten. „Den nächsten Transport werden wir im Vorfeld verhindern“, prophezeite Edler.
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