Offene Türen eingerannt

■ Internationale Jugendverbände verlassen Hamburger Landesjugendring

Nach fünf Jahren Mitgliedschaft hat die Arbeitsgemeinschaft internationaler Jugendverbände (AGIJ) ihren Austritt aus dem Landesjugendring Hamburg erklärt. Der gilt als Sprachrohr aller Mitgliedsverbände und wird beratend an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt. Die Strukturen des Jugendrings ließen eine angemessene Beteiligung ausländischer Jugendlicher nicht zu, kritisiert Cristina Torres Mendes, die erste Vorsitzende des bundesweit einmaligen Dachverbands.

Obwohl der Anteil der ausländischen Jugendlichen mittlerweile bei mehr als 20 Prozent liege, wundert sich der pädagogische Mitarbeiter Vicente Martinez, erhielten ihre Verbände gerade zwei Prozent der Fördermittel. Ausländerinnen und Ausländer würden noch immer als „Betreuungspotential“ angesehen statt in ihrer Selbstorganisation gefördert zu werden. In der Struktur des Landesjugendrings, die nach sportlichen, politischen, konfessionellen und freien Verbänden unterscheidet, habe die – freie – AGIJ daher eine fünfte „Säule“ bilden wollen, erklärt Geschäftsführer Raimund Losse. Dies sei abgebügelt worden.

Für den Vorstand des Landesjugendrings bedauert Eike Möller den Austritt der AGIJ sehr. „Uns liegt sehr viel daran, daß auch die ausländischen Verbände im Landesjugendring organisiert sind.“ Der allerdings vertrete die Belange sämtlicher Verbände, nicht nur der ausländischen. Eine mangelnde Partizipation vermag sie nicht zu erkennen – im Gegenteil: Die AGIJ habe „immer offene Türen eingerannt“.

Mit ihrer Forderung nach einer anderen, solidarischen Verteilung der finanziellen Mittel trifft die selbstverwaltete AGIJ jedoch eher auf taube Ohren. Die meisten Jugendverbände müßten – wie die AGIJ – ohne die finanzkräftige Unterstützung einer tragfähigen „Mutterorganisation“ klar kommen. Große Ausnahmen bilden dabei allerdings die Sportjugend, die DGB-Jugend und die Jugendverbände der Kirchen.

Stefanie Winter