Ein notwendiger Anfang

Die notwendige Umverteilung von Arbeit zu fordern ist fast zu einem Gemeinplatz geworden. In der Praxis aber scheitert die Umsetzung regelmäßig. Lob gebührt deshalb der Schulverwaltung und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für die Vereinbarung, durch praktische Solidarität der Arbeitsplatzbesitzer Neueinstellungen von Lehrern zu ermöglichen. Es ist schwer vorstellbar, daß sich einem solchen Versuch ein Innensenator verweigern könnte, der selbst bei der anstehenden Verwaltungsreform neue Wege gehen muß. In der Bringepflicht aber steht nun vor allem die GEW. Es muß sich zeigen, ob die Basis ebenso solidarisch sein mag, wie es die Führung verkündet. Da werden insbesondere die Ost-Kolleginnen unter moralischen Druck gesetzt, nun zu verzichten, weil man für sie schließlich die vorzeitige Angleichung an das westliche Einkommensniveau erkämpfte.

Überschätzen aber darf man die Vereinbarung nicht. Die individuelle Arbeitszeitverkürzung ist zwar ein wichtiger Einstieg in andere Arbeitszeitmodelle im öffentlichen Dienst; übertragbar auf alle Bereiche ist dieses Modell sicher nicht. Schließlich fällt es den überdurchschnittlich gut bezahlten Lehrkräften sehr viel leichter, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten, als den unteren Lohngruppen im öffentlichen Dienst. Geeignet ist die Vereinbarung dennoch, Phantasie freizusetzen für flexible Modelle. Eines muß dem Senat klar sein. Wer die Teilungsbereitschaft in kurzsichtiger Weise ausnutzen will für weitere Sparmaßnahmen bei den Lehrern, der erweist sich einen Bärendienst. Die Bereitschaft, abzugeben und sich auf Neues einzulassen, gedeiht nur in einer Atmosphäre des Vertrauens. Gerd Nowakowski