Makler verdienen an Berlins Pleite

■ Vier Immobilienmakler bieten Landes- und Bezirksgrundstücke feil. Eine Ausschreibung für das lukrative Geschäft hat es nicht gegeben. Modell aus Pieroths Zeiten mit CDU-Seilschaften

Vier Immobilienunternehmen bieten seit Wochen in Berliner und bundesweiten Zeitungen Landes- und Bezirksgrundstücke zum Kauf an. Die vier Maklerfirmen – Angermann, DTZ Zadelhoff, Jones Lang Wootton und Müller – sind von der Finanzverwaltung mit den Verkäufen beauftragt worden, ohne daß diese zuvor geprüft hat, ob die Immobilienunternehmen dem Land die günstigsten Konditionen bieten. „Eine Ausschreibung ist nicht erfolgt“, räumt Finanzsenatorin Annette Fugmann- Heesing (SPD) in einer Antwort auf eine Anfrage der bündnisgrünen Abgeordneten Michaele Schreyer ein. Es handele sich bei der Makler-Arbeitsgemeinschaft um einen bis Ende Juni „befristeten Modellversuch“, der jedoch nach Angaben des Sprechers der Finanzverwaltung, Frank Zimmermann, nicht verlängert werden soll.

Schreyer unterstellt der Finanzverwaltung, auf ein Ausschreibungsverfahren mit der Absicht verzichtet zu haben, um CDU- nahe Makler „mit lukrativen Aufträgen“ versorgen zu können. Zumindest auf die „Internationale Immobilien Consultants GmbH Angermann“ trifft dieser Vorwurf zu. Die Niederlassungsleiterin der GmbH ist die Ehefrau des CDU- Bundestagsabgeordneten Dankwart Buwitt. Schreyer behauptet, daß die „Internationale Immobilien GmbH Müller“ außerdem über gute Kontakte zu dem Amtsvorgänger von Fugmann-Heesing, dem heutigen Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU), verfüge. Der startete noch in seiner Funktion als Finanzsenator den „Modellversuch“.

Selbst bei geringen Provisionen lohnt sich das Vermakeln der landeseigenen Grundstücke. Berlin will in diesem Jahr Vermögen für etwa zwei Milliarden Mark veräußern. Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um Grundstücke, sondern auch um Landesbeteiligungen wie an der Bewag, für die die Immobilienmakler nicht zuständig sind. Doch für die Grundstücksvermittler sind schnelle Millionengewinne möglich.

Merkwürdig bei dem Modellversuch ist aber nicht nur, daß es keine Ausschreibung gab und CDU-nahe Makler sich eine goldene Nase verdienen, sondern auch, daß plötzlich Käufer Provisionen zahlen sollen, die ihr Kaufinteresse bekundeten, als es den Modellversuch noch gar nicht gab. „Mit Abschluß des notariellen Kaufvertrages hat der Käufer die Maklerkosten zu tragen“, sagt dazu Finanzsenatorin Fugmann- Heesing und geizte mit Informationen: Nähere Angaben seien nicht möglich, weil die Verträge vertraulich seien.

Ganz wohl bei dem Modellversuch ist selbst einer der vier beteiligten Maklerfirmen nicht. Die Auswahl der vier Gesellschaften sei zwar nachvollziehbar, weil alle vier Makler den Aufgaben entsprechend qualifiziert und schon früher treuhänderisch für Berlin tätig gewesen seien, sagt einer der Beteiligten. Doch gebe es in der Branche auch Vorwürfe – weil es kein Ausschreibungsverfahren gab. Dirk Wildt