„Spracherkennung, kein Problem“

■ Interview mit Siegfried Kunzmann, Manager bei IBM Deutschland

taz: Herr Kunzmann, seit längerem wird diskutiert, Spracherkenner in der Verbrechensbekämpfung einzusetzen. Ist so etwas grundsätzlich machbar?

Kunzmann: Ja, technologisch ist so etwas durchführbar, denn für einen Keywordspotter ist es egal, welchen Kanal er abhört, auf welche Art Wörter er achtet.

Nun haben wir eine Milliarde Auslandstelefonate pro Jahr. Was benötigt man an Technik, um diese eine Milliarde abzuhören?

Die Zahl von einer Milliarde im Jahr muß man relativieren auf die Frage: Wieviel Telefongespräche müßten eigentlich pro Minute beziehungsweise zur gleichen Zeit abgehört werden ...

Eine Milliarde Telefonate pro Jahr entsprechen rund 2.000 Gesprächen in der Minute.

Wenn Sie auf 2.000 Gespräche pro Minute kommen, wird das im Prinzip heißen: Sie brauchen gleichzeitig 2.000 automatische Spracherkenner, die laufen und die Kanäle abhören.

Wieviel Computer brauche ich?

Typischerweise ist es so, daß man auf einem solchen Telefonboard bis zu 16 Kanäle gleichzeitig unterbringt. Wenn wir also zehn Kanäle auf einem Board abhören würden, brauchten wir 200 solcher Telefonboards. Jeweils vier davon passen in einen handelsüblichen PC. Also müssen wir zirka 50 Rechner zur Verfügung haben, die mit den entsprechenden Boards ausgestattet sind.

Hat der BND ein solches System bei Ihnen bestellt?

Nein, wenn so was passiert, dann müßte im Rahmen unseres Managements entschieden werden, ob wir an solchen Projekten interessiert sind. Rein technologisch gesprochen würd' ich sagen, es ist sicherlich eine interessante Aufgabe, und ich kann mir durchaus vorstellen, solche Systeme in dem Umfang aufzubauen.