Knapp und gefährdet

■ Trinkwasser in Hamburg: Noch ist es in der Regel gesund, und noch immer gehen wir ziemlich verschwenderisch damit um Von Vera Stadie

Elbe und Alster vor der Tür und der berühmte Nieselregen. Eigentlich gibt es in Hamburg Wasser genug. Trotzdem ist das Trinkwasser auch hier knapp. Das Elbwasser ist so verschmutzt, daß es sich nicht mehr zur Trinkwasserversorgung nutzen läßt. Das Elbwasserwerk Kaltehofe wurde 1964 geschlossen.

Die Hamburger Wasserwerke (HWW) nutzen seit 1964 nur noch Grundwasser, doch die Menge des nutzbaren Grundwassers ist begrenzt. Die in der Stadt geförderte Menge reicht nicht aus, um den Wasserbedarf der rund zwei Millionen HWW-KundInnen zu befriedigen. Mehr als ein Drittel des Bedarfs – im vergangenen Jahr betrug die Grundwasserförderung 142 Millionen Kubikmeter – müssen die Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen decken. Unter anderem fördern die HWW Grundwasser aus der Nordheide.

Aber die oberflächennahen Grundwasservorkommen sind, wie in anderen Regionen auch, zunehmend verschmutzt oder von Verschmutzung bedroht. Gefährdet wird das Grundwasser durch Deponien und andere Altlasten, Düngemittel und Pestizide. Die Wasserwerke Süderelbmarsch, Bostelbek und Neugraben sind durch den Einsatz von Pestiziden im Obstbau bedroht, das Wasserwerk Wilhelmsburg durch die Mülldeponie Georgswerder. Im Wasserwerk Stellingen wurde erstmals 1991 eine Verschmutzung des oberflächennahen Grundwassers mit chlorierten Kohlenwasserstoffen festgestellt. Sie stammt vermutlich aus einem der zahlreichen umliegenden Industriestandorte.

Die Schadstoffe gelangen in der Regel nicht ins Trinkwasser, weil die Wasserwerke die entsprechenden Brunnen rechtzeitig abschalten. Deshalb müssen die HWW immer mehr in die Tiefe ausweichen. Schon jetzt fördern sie mehr als die Hälfte des Grundwassers aus den tieferen Grundwasserleitern, den Braunkohlensanden in 100 bis 400 Metern Tiefe.

Zum Trinken und Kochen nutzen die Abnehmer drei Liter des durchschnittlichen Tagesverbrauchs von 136 Litern. Den größten Teil dieses kostbaren und knappen Bodenschatzes verwenden wir für Körperpflege und Toilettenspülung. Vor allem letzteres ist reine Verschwendung, denn Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Sparen ist also angesagt.

Besonders effektiv geht das im Klo, denn ein glattes Drittel des Trinkwassers rauscht durch die Toiletten. Mit einer Spar- oder Stopptaste läßt sich da einiges tun. Noch besser ist es, das WC mit Regen- oder Brauchwasser zu spülen.

Wer Wasser spart, braucht auch weniger zu bezahlen. Damit Ihnen die Sparleistung auch zugute kommt, brauchen Sie einen Wohnungswasserzähler. Seit 1987 müssen in Hamburg alle Neubauten damit ausgerüstet werden und Hauseigentümer sind verpflichtet, bis zum Jahre 2004 alle Wohnungen mit Wohnungswasserzählern auszurüsten. Untersuchungen haben gezeigt, daß der Wasserverbrauch in den mit Zählern ausgerüsteten Wohnungen um 15 Prozent zurückgegangen ist. Für diese Nachrüstung haben die HWW einen Fonds zur finanziellen Förderung eingerichtet.

Trotz aller Gefährdung ist das Hamburger Leitungswasser ein gesundes Getränk. Es enthält in der Regel weder Pestizide, chlorierte Kohlenwasserstoffe noch Phenole oder Blei – zumindest zu dem Zeitpunkt, wo es das Wasserwerk verläßt. Wenn es danach allerdings durch Bleileitungen läuft, wie in etwa einem Drittel der Hamburger Haushalte, ist die Gesundheit gefährdet.

„Blei macht blöd“: Diesen alten Spruch bestätigen medizinische Untersuchungen. Besonders bei Kindern kann das Schwermetall schon in geringen Konzentrationen die Hirnfunktionen beeinträchtigen. Die Verantwortung der Wasserwerke für die Trinkwasserqualität endet beim Hausanschluß. Dahinter ist der Hauseigentümer zuständig. Laut Trinkwasserverordnung ist er, wenn die zulässige Höchstkonzentration von 50 Mikrogramm Blei pro Liter regelmäßig überschritten wird, verpflichtet, die Rohre auszutauschen.

Informationen über die finanzielle Förderung beim Einbau von Wasserzählern:

Hamburger Wasserwerke,

Infos und Tips zum Wassersparen:

HWW-Kundenzentrum INFO TREFF, Rathausmarkt,

Kleine Johannisstr. 2, 20457 Hamburg,

Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik der Handwerkskammer Hamburg (ZEWU), Buxtehuder Str. 76, 21073 Hamburg,

Lesetip:

Infos über die Nutzung von Regenwasser enthält die Broschüre der Umweltbehörde Hamburg und der HWW: Regenwassernutzung im Haus