10 Jahre Breminale
: Zum Heulen schön

■ Vom Alternativ-Forum zum Fest für alle: die Breminale im Wandel

Es beginnt zu tröpfeln. Das Bremer Wetter klopft an, deutlich hörbar im Bürocontainer der „Breminale“. Aber wer redet schon übers Wetter? Wir reden über zehn Jahre Breminale, über ein Kulturfest, wie es kein zweites gibt im Bremerland. Zehn Jahre Blues und Folk und neuerdings auch HipHop; zehn Jahre Clowns und Akrobaten und andere wundersame Gestalten; zehn Jahre lachende und weinende Gesichter auf den Osterdeichwiesen.

Einmal, erinnert sich Manfred Fleckenstein, Breminalist der ersten Stunde, einmal war er „selbst am schluchzen“. Das war im Blueszelt, als der Gitarrist Jimmi Witherspoon aus seinen Zugaben spontan eine Jam machte und dabei alle irgendwie völlig abhoben, Musiker, Zuhörer, Veranstalter. „Da hat das halbe Zelt geheult“, sagt Fleckenstein.

Andere Künstler fanden das Bremer Festival nicht minder bewegend. Wie Didier Brassac, Musiker und Dichter aus der Nähe von Toulouse, der seit sechs Jahren den 1600-Kilometer-Trip nach Bremen macht. Scheiß auf das Honorar. Die Atmosphäre, sagt er, sei einfach einmalig.

400 Künstler aus Europa und den Staaten fragten in diesem Jahr an, ob sie sich nicht an der Breminale beteiligen könnten. Mit diesem Andrang hat sich freilich auch das Gesicht der Veranstaltung verändert. Aus dem Forum alternativer Kulturgruppen ist ein überregional beachtetes Festivals geworden. Besonders an den beiden Pfingsttagen kommen die Besucher, darunter viele Familien, aus der weiteren Umgebung an den Osterdeich, wissen die Breminale-Macher.

Diese Entwicklung zu größerer Popularität erfreute nicht jeden. Fast jährlich müssen Fleckenstein und seine drei Mitgesellschafter Kritik einstecken. Zuviel Kommerz, zuviel Wurstbuden oder auch zuwenig, und so fort. Das macht mürbe.

Aber die GmbH, zu der sich die Macher inzwischen formiert haben, bleibt auf Kurs: Die Breminale will kein Szene-Ereignis sein; „wir wollen ein Fest für viele Leute machen, ohne daß es gleich eine Top-40-Party wird, bei der Kulturelles nur zur Absatzförderung dient“ – schönen Gruß an das „Stadtfest“.

Und siehe: Etwas vom Gründergeist findet sich inzwischen auch im neuen Breminalekonzept wieder. Auf der „Flut“-Bühne toben sich in diesem Jahr Jugend- und Alternativkulturen aus, in netter Nachbarschaft zu den Akrobaten, Pizzabäckern und Bluesmusikern. Und eben hat es sogar aufgehört zu nieseln. Na denn viel Spaß. tw

Breminale und Flut-Festival, bis Pfingstmontag ganztägig auf den Osterdeichwiesen