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: Sarajevo rockt in Berlin: Die Moron Brothers und Protest im Pfefferberg

In Sarajevo haben sie Karriere gemacht, und zwar während der vier Jahre Krieg. Die Moron Brothers spielten auf fünfzig Konzerten, und nicht selten kamen 1.000 Leute. Zwei Bandmitglieder, Doma (Baß) und Tela (Gitarre) haben sich an der Front kennengelernt – beide waren zu Kriegsbeginn gerade mal 18 Jahre alt. „Wir wären bestimmt tot“, sagt Doma heute, „die Musik hat uns am Leben erhalten.“ Ihre Musik bezeichnen sie als „Progressive Rock“ oder „Alternative Rock“ und weisen den Vergleich mit Bands des früheren Jugoslawien wie Azra oder Bijelo Dugme weit von sich. Etwas Neues mußte her, die alte Welt war zusammengebrochen.

In den Texten ist der Krieg tabu – es geht über das Meer, die Liebe und das normale Leben. „In einem Moment kannst du dich verlieben und im nächsten Moment schon tot sein“, beschreibt Gitarrist Tela den ganz normalen Wahnsinn. In der Musik ist er spürbar. Durchgehend langsame und melodische Stücke gibt es bei den „Schwachsinnigen Brüdern“ nicht, sie werden durch harte Breaks unterbrochen.

Die Konzerte in Berlin sind für Protest und Moron Brothers die ersten Auslandgigs. Der Kontakt nach Deutschland kam durch „Fips e.V.“ in Friedrichshain und das Projekt „Berliner Bands für Bosnien“ zustande. Vier Bands waren Anfang April in Pula, Mostar, Sarajevo und Tuzla zu Konzerten und hatten dort in den letzten drei Städten gemeinsame Auftritte mit den Sarajevo Bands (die taz berichtete). Die zwei Bands haben inzwischen schon im Kreuzberger Tonstudio „Interzone“ Aufnahmen gemacht. Wenn genug Geld mit den Konzerten reinkommt, wird vielleicht sogar eine CD daraus. Während des Krieges wurden zu Konzerten mangels Elektrizität Generatoren angeschmissen. Und die Soundanlage machte eigentlich nur Krach. Aber das war gut, sagt Doma. „Dann hörten wir wenigstens für eine kurze Zeit die Bomben nicht mehr.“ Elke Eckert

Heute zum früheren „Tag der Jugend“ (Dan Mladosti) ab 21 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176 (zusammen mit den Berliner Bands Bert'z Rache und Ragga Tacke), anschließend Tanz. Morgen ab 21 Uhr in der Buchhandlung Tucholskystraße